Prozessauftakt
Madoff bekennt sich schuldig
12.03.2009
Der Börsen-Guru bekannte sich schuldig 50 Milliarden Dollar ergaunert zu haben.
Milliardenbetrüger Bernard Madoff hat sich vor einem Gericht in New York in allen Anklagepunkten schuldig bekannt und seine Opfer um Vergebung gebeten. "Ich entschuldige mich zutiefst und schäme mich", sagte der 70-Jährige am Donnerstag US-Medienberichten zufolge. Er räumte ein, "über Jahre" ein Schneeball-System betrieben zu haben. Zu den Geschädigten gehörten "Einzelpersonen, Stiftungen, Pensions- und Hedge-Fonds", sagte er. Der Richter akzeptierte das Schuldbekenntnis. Viele Opfer waren am Donnerstag vor das Gerichtsgebäude in Manhattan gezogen.
Elf Anklagepunkte
Der Finanzjongleur ist in elf Punkten
angeklagt, ihm drohen deshalb bis zu 150 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft
wirft ihm unter anderem Wertpapierbetrug, Geldwäsche und Meineid vor. Madoff
räumte überdies ein, die US-Börsenaufsicht SEC mit falschen Informationen
gefüttert zu haben. Richter Denny Chin wies Madoff darauf hin, dass es für
ihn keine Möglichkeit für eine Bewährung gibt. Das Strafmaß soll am 16. Juni
bekanntgegeben werden.
Das "Wall Street Journal" hatte unter Berufung auf Rechtsexperten berichtet, es sei wahrscheinlicher, dass Madoff nicht zu 150, sondern eher zu etwa 20 Jahren Haft verurteilt werde - was in seinem Alter faktisch lebenslang bedeuten würde.
U-Haft
Madoff muss nach seinem Schuldbekenntnis vor einem New
Yorker Gericht in Untersuchungshaft. Der 70-Jährige dürfe nicht in sein
vornehmes Appartement zurückkehren, meldete CNBC unter Berufung auf eine
Entscheidung des zuständigen Richters.
Größer Betrug der Wirtschaftsgeschichte
Madoffs
Wall-Street-Investmentfirma hatte US-Medienberichten zufolge Ende November
4.800 Kunden gehabt und eine Bilanzsumme von rund 64,8 Mrd. Dollar (50,7
Mrd. Euro) ausgewiesen, hieß es. In Wirklichkeit sei nur ein Bruchteil
dieses Betrags vorhanden gewesen. Es ist der mit Abstand größte Betrug der
Wirtschaftsgeschichte.
Weltweite Ausfälle
Die Ausfälle trafen Anleger weltweit,
auch in Europa. In den USA zählen auch einige Prominente wie
Hollywood-Regisseur Steven Spielberg zu Madoffs Opfern. Bisher wurden nach
offiziellen Angaben etwa 940 Mio. Dollar sichergestellt, die unter den
Investoren aufgeteilt werden könnten.
Unter den weltweit größten Madoff-Betroffenen befindet sich neben US-Investoren und großen europäischen Banken auch die kleine Wiener Bank Medici. Das Volumen der von ihr vertriebenen "Herald"-Fonds beträgt über 2 Mrd. Dollar. In Wien wurde bereits eine Strafanzeige gegen Medici-Mehrheitseigentümerin Sonja Kohn und andere (ehemalige) Bank-Mitarbeiter eingebracht, in den USA wurden ebenfalls Klagen eingereicht. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Vermögen beschlagnahmt
Die Behörden kündigten an, Madoffs
Vermögen bis zu einer Summe von 170 Mrd. Dollar beschlagnahmen zu wollen.
Der Betrag ergibt sich aus dem angerichteten Schaden und dürfte nicht
annähernd zu holen sein: Nach Angaben des Finanzjongleurs vom Dezember waren
nur noch einige hundert Mio. Dollar vorhanden. Laut Anklage versprach Madoff
seinen Investoren Zinsen von bis zu 46 Prozent.
Helfer?
Während Madoff behauptet, im Alleingang gehandelt zu
haben, soll die Staatsanwaltschaft davon überzeugt sein, dass er Komplizen
hatte. Laut Medienberichten fand sie zwei Mitarbeiter, die für ihn Belege
gefälscht haben sollen. Ihnen soll für die Aussage Straffreiheit zugesichert
worden sein.