Der mutmaßliche Milliardenbetrüger dürfte die Kontomitteilungen an seine Kunden frei erfunden haben.
Der mutmaßliche Milliarden-Betrüger Bernard Madoff hat die an ihn überwiesenen Gelder - in Summe sollen es 50 Mrd. Dollar gewesen sein - möglicherweise nie wirklich veranlagt. Die Bankauszüge, die die Investoren jedes Monat erhalten haben, dürften von Madoff frei erfunden worden sein, das sagen offizielle Vertreter der Fondsbranche.
Kein Hinweis auf Platzierungen
Ein brancheneigener Aufseher der
Brokerfirmen hat angegeben, es gebe in seinen Unterlagen keine Hinweise
darauf, dass Madoffs Investmentgesellschaft Wertpapieraufträge platziert
hätte. Das bedeute, dass Madoff die Aufträge entweder an andere Broker
delegiert oder gar nicht erteilt habe. Ersteres wird in der Branche jedoch
für unwahrscheinlich gehalten.
Kein Hinweis auf Auftragsvergabe
"Unsere Prüfung brachte keinen
Beweis für die Mithilfe eines Anlageberaters und keinen Beleg für
Bankauszüge, die von Broker-Händlern stammen", ließ die Regulierungsagentur
für Wertpapierhäuser wissen. Madoffs Firma Bernard L. Madoff Investment
Securites ist seit ihrer Gründung 1960 alle zwei Jahre von der FINRA
beziehungsweise der Vorgängerorganisation geprüft worden.
Baron Münchhausen
Der mutmaßliche Milliardenbetrüger Madoff
hat seinen Investoren monatlich ausführliche Berichte über die Veranlagungen
seiner Firma geschickt. Im November 2008 teilte er etwa einem Kunden mit,
dass unter anderem Aktien von Merck & Co, Microsoft, Exxon Mobil und Amgen
gekauft worden seien.
"Partner" wissen nichts davon
In den Berichten ist auch
von Geschäften mit der weltgrößten Investmentsfonds-Firma, Fidelity
Investment's Spartan Fund, die Rede. Fidelity hat aber keine Aufzeichnungen
darüber, dass Madoff in ihre Fonds investiert hat. Weder Madoff noch seine
Firma waren Fidelity-Kunden.
Unstimmigkeiten scheint es auch zwischen den Bankauszügen und den tatsächlichen Preisen, zu denen die Aktien an der Wall Street gehandelt wurden, zu geben.
Fette Klagswelle schwappt über
Der Skandal beschäftigt
weltweit Anwaltskanzleien. In Österreich rollt eine Klagewelle auf die Bank
Medici und die Bank Austria zu. Anlegervertreter im In- und Ausland orten
Unstimmigkeiten und prüfen eine Haftung. Beim Prozessfinanzierer Advofin
haben sich bereits über 100 Geschädigte gemeldet. Der luxemburgischen HSBC
und der schweizerischen UBS wird sogar von der Politik vorgeworfen, ihre
Pflichten als Depotbank vernachlässigt zu haben. Auch gegen die französische
BNP Paribas sind bereits Anlegervertreter aktiv.