Milliarden-Betrüger
Madoffs Ehefrau hob 15 Mio. Dollar ab
11.02.2009
Vom Konto einer seiner Firmen deckte sich die Frau des mutmaßlichen Milliardenbetrügers noch ein - Tags drauf wurde er festgenommen.
Im wohl größten Betrugsfall der Finanzgeschichte verzögert sich eine mögliche Anklage gegen den Wall-Street-Broker Bernard Madoff weiter. Die New Yorker Staatsanwaltschaft und Madoffs Anwalt einigten sich auf eine erneute Verlängerung der Frist zur Anklageerhebung um nochmals 30 Tage. Damit haben die Strafverfolger für ihre Ermittlungen nun bis Mitte März Zeit.
Herald-Fonds vor Auflösung
Unterdessen will die Luxemburger
Finanzaufsicht den auch von der Wiener Bank Medici vertriebenen Fonds "Herald
(Lux) US Absolute Return" auflösen. Mit der Liquidation sollen die
Rechte der Investoren besser geschützt werden. Herald entspreche nicht mehr
den Regeln für Luxemburger Fonds. Das angeschlagene Finanzinstitut von Sonja
Kohn ist auch "Herald"-Fondsmanager. Von der Bank Medici sind über
2 Mrd. Dollar in Herald-Fonds geflossen.
Verluste noch nicht festgestellt
Der vergangenen Dezember
festgenommene Madoff hatte den Schaden durch sein jahrzehntelanges
Schneeball-System auf rund 50 Mrd. Dollar (39 Mrd. Euro) beziffert. Nach
jüngsten Schätzungen könnte die tatsächlich von Kunden investierte Summe
aber auch weit darunter liegen. Madoffs Angabe beinhalte womöglich nicht nur
eingezahlte Gelder, sondern auch angebliche Gewinne. Daher könne der
tatsächliche Verlust der Anleger auch nur rund 20 Mrd. Dollar betragen,
mutmaßen einige Experten inzwischen.
Fehler bei US-Börsenaufsicht
Die US-Börsenaufsicht SEC
räumte bereits schwere Pannen ein, weil sie den Betrug über Jahre hinweg
trotz vieler Hinweise nicht aufdeckte. Die Behörde einigte sich mit Madoff
vor kurzem auf einen Teilvergleich. Mit der Vereinbarung wird vor der
Entscheidung über die Zivilklage der SEC zunächst der Ausgang der
strafrechtlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abgewartet.
Bank Austria unter Opfern
Die Bank Austria zählt mit den "Primeo"-Fonds
ebenfalls zu den Opfern. Das Finanzinstitut hat dieser Tage ein Schreiben
von "Primeo" an die betroffenen Kunden ausgeschickt. Darin heißt
es, dass das Fonds-Direktorium die sogenannte freiwillige Liquidation von
Primeo - und damit auch seiner zwei Subfonds "Primeo Executive"
und "Primeo Select" - empfohlen habe. Eine freiwillige Liquidation
würde laut dem Schreiben bedeuten, dass der Fonds zwar als juristische
Person weiterbestehe, aber nicht mehr als operatives Unternehmen gelte.
Ehefrau hob 15 Mio. Dollar ab
Laut einer Mitteilung der
Staatsanwaltschaft des Bundesstaats Massachusetts hat Bernard Madoffs
Ehefrau kurz vor dem Zusammenbruch seines Unternehmens mehr als 15 Millionen
Dollar (11,5 Millionen Euro) von einem Konto bei einer der Firmen des
Investors abgehoben. Am 25. November 2008 habe sie 5,5 Millionen Dollar
abgehoben, am 10. Dezember dann noch einmal zehn Millionen Dollar. Am
folgenden Tag war Madoff unter dem Verdacht verhaftet worden, Investoren als
Chef seiner Vermögensberatung mit einem Schneeball-System um Milliarden
geprellt zu haben.
Der 70-Jährige steht derzeit gegen eine Millionen-Kaution in seinem Nobel-Appartement in New York unter Hausarrest. Nach Madoffs Angaben sind allenfalls 200 bis 300 Mio. Dollar an Vermögen übrig. Seine Firma wird derzeit aufgelöst.