US-Behörden

Madoffs US-Unternehmen aufgelöst

16.12.2008

Nach dem Mega-Betrug des Ex-US-Börsenchefs Madoff wurde sein Unternehmen aufgelöst. Prominente und Banken verloren Millionen.

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Ein Amtsgericht in New York habe der Liquidation zugestimmt und einen Treuhänder beauftragt, teilte die Anlegerschutzorganisation SIPC am Montag (Ortszeit) mit. Die niederländische Bank Fortis erklärte, bis zu einer Milliarde Euro verloren zu haben.

Einer der größten Betrugsfälle aller Zeiten
Aufgrund des Ausmaß des Betrugs sei es im Falle des Anlageberatungsfirma Bernard L. Madoff Investment Securities sehr unwahrscheinlich, dass Vermögenswerte gerettet werden könnten, erklärte SIPC-Chef Stephen Harbeck. Die SIPC verfügt über einen vom Kongress genehmigten Reservefonds, um die Investoren von bankrotten Finanzunternehmen zu unterstützen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1970 half die Organisation mehr als 600.000 Anlegern, rund 15,7 Milliarden Dollar (11,62 Mrd. Euro) aus den Vermögen liquidierter Finanzunternehmen zu retten.

 

In diesem Anwesen "angelte" er nach Kunden, Foto: (c) Reuters

Beim Fall Madoff handelt es sich um einen der größten Betrugsfälle aller Zeiten. Madoff, Ex-Chef der US-Technologiebörse Nasdaq, war Ende vergangener Woche festgenommen worden. Er soll Investoren nach seiner Zeit als Börsenchef mit einem riesigen Schneeball-System um rund 50 Milliarden Dollar gebracht haben. Madoff soll das System als Chef seiner Vermögensberatung betrieben haben. Dem 70-Jährigen drohen 20 Jahre Gefängnis und eine Geldbuße von fünf Millionen Dollar.

© APA

Grafik: (c) APA

Prominente unter den Opfern
Unter den Geschädigten finden sich immer mehr Prominente. Am meisten Geld könnte der 95-jährige Unternehmer Carl Shapiro verloren haben, schreibt das "Wall Street Journal" - er hatte 545 Mio. Dollar (403 Mio. Euro) bei Madoff investiert.

Um die Hälfte erleichtert
Laut seinem Umfeld könnte es ungefähr die Hälfte von Shapiros Vermögen sein. Er sei mit Madoff 50 Jahre befreundet gewesen und sei erschüttert und traurig, ließ Shapiro mitteilen. Er hatte sein Vermögen seit Ende der 30er Jahre mit der Modemarke Kay Windsor verdient.

Auch Steven Spielberg verlor Geld
Laufend tauchen weitere Namen prominenter Betroffener auf. Neben dem Hollywood-Regisseur Steven Spielberg soll auch sein Geschäftspartner und Chef des Trickfilm-Studios DreamWorks Animationo, Jeffrey Katzenberg, unter den Opfern des Schwindels sein, schrieb das "Wall Street Journal". Laut informierten Personen soll Katzenberg mehrere Millionen Dollar verloren haben. Spielberg und Katzenberg nutzen demnach die Dienste des selben Vermögensverwalters.

Europäische Banken mit Verlusten
Die niederländische Bank Fortis gab am Montag bekannt, durch indirekte Investitionen in das Betrugssystem 850 Millionen bis zu einer Milliarde Euro verloren zu haben Demnach wurde Geld an Fonds verliehen, die das Geld ihrerseits in die von Madoff geführten Fonds steckten. Auf die gleiche Weise verlor die französisch-belgische Bank Dexia rund 164 Millionen Euro. Sollten die Aktiva von Madoffs System nun mit Null berechnet werden, könne dies für Dexia ein Verlust von 85 Millionen Euro nach Steuern bedeuten, hieß es in einer Erklärung des Unternehmens. Zudem seien vermögende Kunden mit Investitionen in Höhe von 78 Millionen Euro betroffen.

Auch Österreicher betroffen
Österreichische Privatanleger haben 350 Mio. Euro in zwei indirekt betroffene Anlageprodukte, die Primeo-Fonds von Pioneer Alternative Investment Management und die Herald Fonds der Bank Medici, investiert, erklärte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Montag. Wieviel von den 350 Mio. Euro bei Madoff veranlagt wurde und ob die beiden Fonds auch ins Ausland oder an institutionelle Anleger verkauft wurden, ist laut OeNB noch unklar. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) ist bereits mit der Causa befasst.

Bank Austria
Am meisten betroffen dürfte die Bank Austria sein. Kreisen zufolge soll das Finanzinstitut Primeo-Fonds an mehrere hundert gehobene Privatkunden vertrieben haben. Das Volumen soll sich im niedrigen dreistelligen Millionenbereich bewegen. Offiziell gab es dazu noch keine Stellungnahme. Die Bank-Austria-Mutter UniCredit hat laut Eigenangaben 75 Mio. Euro in dem zusammengebrochenen Investmentfonds Madoffs angelegt.

Der Betrug funktionierte laut Polizei nach dem "Ponzi-Modell". Mit dem Namen, der auf den 20er-Jahre-Betrüger Charles Ponzi anspielt, wird in den USA eine Gaunerei nach einem bestimmten Schneeball-Prinzip bezeichnet: Dabei werden einem Investor sehr hohe Renditen versprochen. Diese Renditen werden aber wiederum aus dem Geld bezahlt, das danach angeworbene Investoren einzahlen. Fehlt am Ende der Pyramide neues Geld, bricht das System zusammen.

Foto: (c) AP, Getty, oe.24-at-Montage

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