Die Stronach-Firma will alle 4 deutschen Standorte und soviele Arbeitsplätze wie möglich erhalten.
Der angeschlagene Autobauer Opel flüchtet sich unter das Dach des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna und ist damit vorerst gerettet. Nach einem Verhandlungsmarathon in der Nacht auf Samstag haben sich die deutsche Bundesregierung, Länder und die US-Regierung auf ein Modell zur Herauslösung von Opel aus der US-Mutter General Motors geeinigt. GM selbst steht vor der Insolvenz. Magna-Co-Chef Siegfried Wolf meinte noch in der Nacht, eine Opel-Insolvenz hätte niemandem geholfen, sie hätte nur die Marke und den Markt beschädigt.
Russen mit an Bord
Davor hatten sich GM und Magna grundsätzlich
auf einen Einstieg bei dem Rüsselsheimer Autobauer geeinigt. Die deutsche
Regierung hatte die Einigung auf ein neues Konzept zwischen Magna und der
Opel-Konzernmutter General Motors zur Voraussetzung für ihre Treuhandlösung
für Opel gemacht. Die Vereinbarung schließt auch eine Beteiligung des
russischen Autobauers GAZ und der russischen Sberbank mit ein.
Treuhand + Haftung
Opel soll zunächst an ein Treuhändergremium "verkauft"
(sprich zwischengeparkt) werden, bis eine abschließende Einigung mit Magna
erreicht ist. Dadurch soll das Unternehmen vor den Auswirkungen einer
GM-Insolvenz geschützt werden. Konkret verhindert diese Konstruktion, dass
deutsches Geld in die USA abfließt.
Die dafür nötige Brückenfinanzierung der Bundesrepublik steht ebenfalls: Bund und Länder wollen Opel Bürgschaften für Kredite von 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Diese Summe solle innerhalb von fünf Jahren in einen 4,5 Milliarden Bürgschaftsrahmen für Magna überführt werden. Das größte Opel-Land Hessen und Nordrhein-Westfalen müssen den Beschlüssen am Wochenende noch zustimmen.
Vier Standorte bleiben
Magna will alle vier deutschen
Opel-Standorte in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach erhalten,
und so viele Arbeitsplätze wie möglich. Weiterer Kapitalbedarf vonseiten
General Motors Europe sollte keiner mehr bestehen. Der Abschluss der
Transaktion, das "Closing", sollte in etwa zwei Monaten kommen.
Job-Abbau
Magna spreche in seinem Konzept von einem Abbau von
11.000 Arbeitsplätzen bei General Motors Europe. 2500 Stellen sollen demnach
in Deutschland wegfallen, wo Opel bisher 26.000 Arbeitnehmer beschäftigt.
Wie viele Arbeitsplätze tatsächlich gefährdet sind, ist offen. Dies will
Magna in den kommenden Wochen untersuchen. Sorge herrscht an den Standorten
in Belgien und Großbritannien - in Antwerpen und in den Werken in Ellesmere
Port und Luton. Britische Gewerkschaften dringen unterdessen auf die
Sicherung von Vauxhall-Jobs.
Wem gehört wieviel?
Der Stronach-Betrieb will künftig 20
Prozent halten und gemeinsam mit der russischen Sber-Bank (35 Prozent) die
Mehrheitsbeteiligung an der deutschen Traditionsmarke übernehmen. Bei
General Motors blieben dann nur noch 35 Prozent. Zehn Prozent sollen an die
Opel-Beschäftigten gehen.
1 Million Kfz für den Osten
Das Konsortium plant, zusammen
mit dem russischen Autobauer Gaz künftig mehr als eine Million
Kraftfahrzeuge vorrangig in Russland und Osteuropa zu verkaufen.