Ein neuer Lastwagen-Konzern aus MAN, Scania und der VW-Nutzfahrzeugsparte rückt immmer näher. Vor allem VW drängt auf eine Allianz.
Ein neuer Lastwagen-Konzern unter Beteiligung von MAN, Volkswagen und Scania rückt immer näher. Der Münchner MAN-Konzern ist bereit, sein Übernahmeangebot für den schwedischen Lkw-Bauer Scania zurückzunehmen. MAN erwäge "unter bestimmten Bedingungen, die mit allen Beteiligten verhandelt werden müssen, das vorgelegte Übernahmeangebot für Scania AB zurückzuziehen", teilte das Unternehmen mit.
MAN strebe kurzfristig eine einvernehmliche Lösung für die Verwirklichung der geplanten Kombination von MAN AG und Scania AB auf dem Verhandlungswege an. Gesucht werde dann eine einvernehmliche Lösung zwischen MAN, Scania und VW über eine Nutzfahrzeugallianz.
MAN-Angebot wurde abgelehnt
MAN hatte 9,6 Mrd. Euro für Scania geboten. Dieses Angebot war aber sowohl vom Scania-Aufsichtsrat als auch von den beiden Scania-Großaktionären VW und Investor als feindlich eingestuft und abgelehnt worden.
VW übernahm 15 Prozent an MAN
Am vergangenen Mittwoch hatte Volkswagen überraschend mitgeteilt, rund 15 Prozent an MAN übernommen zu haben. Zugleich hatte VW erneut für ein Zusammengehen von MAN und Scania unter Einschluss der brasilianischen Lkw-Sparte von VW geworben. VW hatte zugleich bekräftigt, eine vollständige Übernahme von MAN sei nicht beabsichtigt.
Nutzfahrzeugallianz
Bei der Schaffung einer Nutzfahrzeugallianz zwischen MAN, Scania und VW seien noch viele Fragen zu klären, hieß es in Aufsichtsratskreisen. Bis es eine Einigung gebe, könne es noch dauern. Der Scania-Aufsichtsrat mit VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder an der Spitze beriet am 9. Oktober über das weitere Vorgehen. Der Volkswagen-Konzern gibt den Unternehmensführern der beiden Lkw-Bauer MAN und Scania vier Wochen Zeit, um Vorschläge für die Hebung von Synergieeffekten im Fall eines Zusammenschlusses zu unterbreiten. Eine Zerschlagung des Münchner Traditionsunternehmens MAN sei nicht geplant, betonte Pischetsrieder.
Der VW-Plan zur Fusion
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete, Pischetsrieder habe seinen Plan für die Fusion von Scania, MAN und der VW-Lastwagensparte fertig gestellt. Nachdem MAN sein Übernahmeangebot für Scania zurückgezogen aht, solle ein Synergieteam eingerichtet werden, das paritätisch besetzt sei mit Vertretern von Scania, MAN und VW. Es solle zügig klären, welche Gemeinschaftsprojekte sofort realisiert werden könnten, ohne dass es zu einer weiteren Verflechtung der drei Unternehmen komme. Später solle aus MAN, Scania und der Lastwagenproduktion von VW ein neuer Konzern entstehen, mit Pischetsrieder als Aufsichtsratschef.
Betreibsrat warnt vor MAN-Zerschlagung
Unterdessen warnte MAN-Konzernbetriebsratschef Lothar Pohlmann vor einer Zerschlagung des Münchner Traditionsunternehmens. "Das werden die Belegschaften nicht zulassen", sagte Pohlmann, der auch stellvertretender MAN-Aufsichtsratsvorsitzender ist, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Zugleich drohte er mit einem "Protestmarsch nach Wolfsburg". Im Falle einer Zerschlagung wären Stellen bei MAN in Gefahr, sagte Pohlmann.
Die IG Metall sprach sich grundsätzlich für ein Dreier-Bündnis zwischen MAN, Scania und der Lastwagen-Sparte von VW aus, warnte aber zugleich vor einer Zerschlagung von MAN. "Wir bewerten das industrielle Konzept positiv, und wir begrüßen auch Volkswagen in diesem Verbund, aber nur, wenn Volkswagen zu allen MAN-Teilkonzernen steht", sagte Thomas Otto, der Vertreter der IG Metall im MAN- Aufsichtsrat, der Tageszeitung "Die Welt ".