Nach dem Siemens-Bestechungsskandal erschüttert ein neuer Korruptionsverdacht bei MAN die deutsche Wirtschaft: Der Konzern soll den Verkauf seiner Lastwagen und Busse jahrelang mit Schmiergeld in Millionenhöhe angekurbelt haben.
Die Münchner Staatsanwaltschaft ließ am Dienstag bundesweit Büroräume und Niederlassungen des Konzerns sowie die Privatwohnungen von drei Beschuldigten durchsuchen.
Millionen im Ausland
Der deutsche Nutzfahrzeughersteller MAN ist
ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Münchener Ermittler hegten
den Verdacht, dass MAN zwischen 2002 und 2005 versteckte Provisionen für den
Verkauf von Nutzfahrzeugen gezahlt und damit den Absatz angekurbelt habe,
erklärte das Münchener Unternehmen. Büroräume von MAN seien am Dienstag
deswegen durchsucht worden. Es gehe um Summen von einer Million Euro in
Deutschland und mehreren Millionen Euro im Ausland. MAN sagte zu, mit der
Staatsanwaltschaft zu kooperieren.
Provisionen
Es bestehe der Verdacht, dass bei der
Nutzfahrzeug-Sparte "ein System zur Förderung des Absatzes von Lkw und
Bussen im Bundesgebiet existierte", teilte der Leitende Oberstaatsanwalt
Manfred Nötzel mit. MAN-Verkäufer hätten den Einkäufern von Kundenfirmen
sogenannte Provisionen bezahlt.
"Mit den Bestechungszahlungen bezweckten die Niederlassungsverkäufer, dass die Einkäufer für ihre jeweiligen Arbeitgeber Kauf- beziehungsweise Leasingverträge über Lkw beziehungsweise Busse mit der MAN Nutzfahrzeuge AG und nicht mit einem ihrer Mitbewerber abschlossen", erklärte Nötzel. Es gebe aber Hinweise, dass Provisionen auch an ausländische Amtsträger und Angestellte ausländischer Unternehmen gezahlt wurden.
Fall nach Siemens
Laut Nötzel hatten Finanzämter den Anstoß zu
den Ermittlungen gegeben. Erst im Dezember hatte die München
Staatsanwaltschaft das Korruptionsverfahren gegen Siemens mit einem Bußgeld
über 395 Millionen Euro wegen Verletzung der Aufsichtspflicht abgeschlossen.
Insgesamt hatte Siemens in Deutschland und den USA rund 1,2 Milliarden Euro
zahlen müssen.