Arbeiterkammer: Trotz Verlusten, Stellenkürzungen und Kurzarbeit steigen die Prämien für Vorstände an.
Die Top-Verdiener unter den Spitzenmanagern börsenotierter Unternehmen in Österreich sitzen in den Vorstandsetagen von OMV, Andritz, Erste Group, Raiffeisen International (RI) und Vienna Insurance Group (VIG). Dies ergibt ein AK-Vergleich der bisher vorliegenden 16 Konzernabschlüsse für 2008.
Im Schnitt verdienten die ATX-Manager im Vorjahr das 48-Fache eines Beschäftigten ihres Unternehmens!
Und neben den Managern werden auch die Aktionäre trotz Wirtschaftskrise bestens bedient: Die Gewinn-Ausschüttungsquote ist weiter gestiegen von 28,2 auf 33,7 Prozent. Deshalb seien auch Nulllohnrunden und Lohnverzicht nicht angebracht, betonte AK-Präsident Herbert Tumpel.
Mangelnde Transparenz
Die jeweiligen individuellen
Vorstandsbezüge gibt von den untersuchten Börse-Unternehmen nur die Hälfte
an, kritisierte die Arbeiterkammer (AK) eine mangelnde Transparenz.
Vorbildlich seien hier neben Erste Group und OMV nur AUA, bwin, Flughafen
Wien, Telekom Austria, Verbund und Wienerberger. Dies zeige, dass die
Freiwilligkeit des erst Anfang 2009 novellierten Wohlverhaltenskodex
(Corporate Governance Kodex), der eine Empfehlung zur Einzelveröffentlichung
der Managergehälter beinhaltet, nicht ausreiche sich als "zahnlos"
erweise.
OMV
Beim Ölkonzern OMV ist die durchschnittliche
Vorstands-Vergütung pro Kopf im Vorjahr gegenüber 2007 um 14,0 Prozent auf
3,557 Mio. Euro brutto angestiegen, darin sind pro Kopf Stock Options von
1,7 Mio. Euro enthalten.
Andritz
Bei Andritz sanken die Gagen im Schnitt um 9,7 Prozent
auf 2,153 Mio. Euro.
Erste Group
In der Erste Group Bank gingen sie um 15,0 Prozent
auf 1,721 Mio. Euro zurück - jeweils samt ausgewiesenen
Abfertigungsaufwendungen für ausgeschiedene Vorstände.
Raiffeisen International (RI)
Die RI-Vorstands-Vergütungen
legten mit +56,4 Prozent um mehr als die Hälfte auf im Schnitt 1,550 Mio.
Euro pro Kopf zu, davon waren 613.000 Euro durch Stock Options. Die
VIG-Vorstände verdienten 2008 mit 1,217 Mio. Euro brutto pro Kopf um 46,9
Prozent mehr als 2007.
AUA
Die höchste Steigerungsrate bei den Top-Manager-Gagen gab es
im Vorjahr mit +126 Prozent auf im Schnitt 948.000 (419.000) pro Person bei
den Austrian Airlines (AUA) - trotz des Rekordverlusts von 430 Mio. Euro im
Geschäftsjahr 2008. Die Gesamtbezüge des AUA-Managements verdoppelten sich
auf 2,8 (1,4) Mio. Euro. Grund war einerseits der kräftige Anstieg der
variablen Entgeltbestandteile um mehr als das Vierfache auf 916.000 Euro.
Den größten Anteil machen aber die fixen Bezüge samt Sachbezüge von über 1,8
Mio. Euro (+58 Prozent) aus, die auch Pensionskassenbeiträge und die
Abfertigung für den ausgeschiedenen Vorstand Thomas Kleibl enthielten. Noch
immer auf der Gehaltsliste der AUA fand sich Ex-Marketing-Vorstand Josef
Burger, der 2008 noch 530.6000 Euro erhielt (davon 225.000 Euro
erfolgsabhängig), obwohl er nur bis September 2007 im Vorstand saß.
AK gegen Stock Options in Staatsunternehmen
Angesichts der hohen
- und im Vorjahr noch weiter gestiegenen - Managergehälter in
ATX-Unternehmen spricht sich die Arbeiterkammer (AK) gegen Vergütungen in
Form von Stock Options für Vorstände von Unternehmen mit einer Beteiligung
durch die öffentliche Hand aus und fordert Maßnahmen gegen "unangemessen
hohe" Abfindungen. Prämien sollten sich an Kriterien wie Angemessenheit
und Nachhaltigkeit orientieren, so AK-Präsident Herbert Tumpel.
Steuer-Absetzbarkeit begrenzen
Die steuerliche Absetzbarkeit von
Managergehältern als Betriebsausgabe bei der KÖSt-Berechnung sollte auf
500.000 Euro begrenzt werden, so die AK weiter. Zudem sollte es bei einem
Wechsel eines Vorstands in den Aufsichtsrat des selben Unternehmens eine so
genannte "Cooling off Periode" von 2 Jahren geben.