Nach geplatztem Deal
Massenproteste von Opel-Beschäftigten
05.11.2009
Allein bei Auftaktkundgebung 10.000 Opelaner.
Mit Arbeitsniederlegungen und Massenprotesten haben die 25.000 deutschen Opel-Beschäftigten am Donnerstag ihrer Wut auf den US-Mutterkonzern General Motors (GM) Luft gemacht. Allein zu der Auftakt-Kundgebung am Stammwerk in Rüsselsheim kamen 10.000 Opelaner. Betriebsratschef Klaus Franz rief die Beschäftigten zum gemeinsamen Widerstand gegen Stellenabbau und Werksschließungen auf: "Wir werden gemeinsam für unsere Zukunft streiten. Wir geben uns nicht geschlagen, wir sind selbstbewusst, denn wir sind Opel!"
Opel in deutsche AG umwandeln
Zugleich nannte Franz Bedingungen
für die weiteren Gespräche mit der GM-Führung. Opel müsse in eine deutsche
AG umgewandelt werden. Das Unternehmen dürfe künftig "kein
Anhängsel von GM mehr sein". Zudem müsse es einen eigenen
Tarifvertrag zur Absicherung des internationalen Entwicklungszentrums in
Rüsselsheim geben. Als dritte Bedingung nannte Franz, die Einführung von
neuen Formen der materiellen Absicherung für die Beschäftigten.
Tausende Opelaner machten ihrem Unmut freien Lauf. (c) APA
"Geschwätz von Insolvenz ist geschäftsschädigend"
Franz
bezeichnete die Drohung von GM, Opel in die Insolvenz zu schicken, als
versuchte Erpressung und Einschüchterung. "Hört auf mit dem
Geschwätz von der Insolvenz, das ist geschäftsschädigend",
rief der Betriebsratschef unter dem Beifall der Opel-Beschäftigten. Zugleich
kündigte Franz an, der Opel-Betriebsrat wolle sich noch heute an die
EU-Kommission wenden. Mit dem Sanierungsplan, den GM in diesem Jahr
vorgelegt habe, drohe Opel zulasten der Standorte in Belgien und Deutschland
restrukturiert zu werden. Sollte GM diesen Plan mit Hilfe von Staatsgeld aus
Großbritannien und Spanien umsetzen, sei dies ein Fall von
Wettbewerbsverzerrung, den der Opel-Betriebsrat auf den Tisch von
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes bringen werde.
Regierungschef nimmt an Demo teil
Proteste fanden auch in
Eisenach statt, die Standorte Bochum und Kaiserslautern sollten im Laufe des
Tages folgen. An der Kundgebung am Nachmittag in Bochum sollte auch der
nordrhein-westfälische Regierungschef Jürgen Rüttgers (CDU) teilnehmen.
Die Beschäftigten wenden sich gegen den Beschluss des GM-Verwaltungsrats, der in der Nacht zum Mittwoch den Verkauf von Opel an den Zulieferer Magna gestoppt hatte. General Motors will den deutschen Autobauer nun in Eigenregie sanieren. Der Opel-Betriebsrat lehnt unter diesen Umständen Lohnzugeständnisse ab. GM drohte daraufhin damit, Opel in die Insolvenz zu schicken. Der US-Konzern will europaweit etwa 10.000 der insgesamt rund 50.000 Jobs abbauen.