Studie empfiehlt
Massiver Streckenabbau bei ÖBB
21.09.2009
Aufsichtsrat: "Wenn wir das alles umsetzen, dann können wir die Bahn gleich zusperren."
Die finanziell schwer angeschlagenen ÖBB bereiten sich auf ein massives Kürzungsprogramm bei ihren Strecken vor. Betroffen sollen davon nicht nur Nebenbahnen sein, sondern auch das B-Netz der Regionalbahnen. Dies berichten mehrere Medien mit Hinweis auf eine entsprechende Studie des internationalen Beraters Roland Berger. Ob sich dies positiv auf die Zufriedenheit der Kunden auswirkt, scheint zumindest fraglich. Die Staatsbahn war kurzfristig für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Am Dienstag tagt der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding und der hat neben der brisanten Studie auch die Datenaffäre um Krankenstandsdiagnosen abzuarbeiten. Bei letzterem hat Verkehrsministerin Doris Bures (S) klaren Tisch vom Aufsichtsrat gefordert.
Fast ein Drittel gefährdet
Insgesamt stehen im Personen- und
Güterverkehr laut Insidern 1.600 Kilometer Schiene zur Disposition, darunter
nicht wenige Streckenabschnitte, die von der ÖBB-Infrastruktur Betrieb noch
im Jänner 2007 mit "W" klassifiziert wurden. "W" bezeichnet jene 1620
Kilometer Bahn im mehr als 5.000 Kilometer langen ÖBB-Schienennetz, für die
"gesamthafte Mobilitätskonzepte erstellt werden bzw. eine
zielgruppenorientierte Bedienung erfolgen" sollte. In den letzten Jahren
wurden schon etliche regionale
Strecken eingestellt.
Bedrohte Abschnitte
Bedroht sind demnach unter anderem die
Abschnitte Ebensee-Stainach-Irdning, Neusiedl-Wulkaprodersdorf,
Bad-Fischau-Brunn-Puchberg/Schneeberg, Spielfeld/Straß-Bad Radkersburg, oder
Wels-Sattledt. Letztere sind laut Regionalbahnkonzept für die Rail Cargo
Austria (RCA) entbehrlich und für den "mittelfristigen Rückzug" am Radar. Da
sich Streckenauslastung und Kosten bei einem Solobetrieb des
Personenverkehrs massiv verschlechtern, stünden die Chancen für eine
Erhaltung nun schlechter denn je.
Einsparungen
Die ÖBB würden sich allein durch Einstellung bereits
nicht mehr befahrener und/oder die Abgabe von Schmalspurbahnen und
Normallinien (Kategorie Y; u. a. Weitersfeld-Drosendorf, Feistritz-Rosenbach
oder Neukirchen-Haag/Hausruck) jährlich 7,5 Mio. Euro ersparen. Zähle man
geplante Investitionen hinzu, die durch "Netzoptimierung" vermeidbar oder
einsparbar wären, ersparte sich die ÖBB-Infrastruktur bei Erhaltung und
Betrieb jährlich fast 20 Mio. Euro. Bei der Bahn ist man jedenfalls
skeptisch, dass die Berger-Vorschläge realisiert werden können.