Die Wirtschaftskrise fordert weiterhin ihren Tribut.
Die Wirtschaftskrise fordert von Unternehmen und Privatpersonen nach wie vor ihren Tribut: Die Firmenpleiten sind in Österreich in den ersten 9 Monaten um 10,4 Prozent auf 5.190 Fälle angestiegen, die Zahl der Privatkonkurse hat sich um 7,9 Prozent auf 6.880 Fälle erhöht. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2009 lässt sich laut dem Insolvenz-Spezialisten des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV), Hans-Georg Kantner, aber eine Abschwächung des Zuwachses erkennen, der befürchtete "Insolvenz-Tsunami" sei ausgeblieben.
Jobverluste
Bei den Privatpleiten
sei das Wachstum geringer ausgefallen als erwartet und "definitiv" geringer
als in den vergangenen Jahren. Bis jetzt sei die Krise am heimischen
Arbeitsmarkt aber noch nicht voll angekommen. Sollte der Aufschwung nicht
schon praktisch vor der Tür stehen, sei in den nächsten Monaten mit
umfangreicheren Jobverlusten
zu rechnen, wodurch auch das Bedienen der Schulden schwieriger wird. Für das
Gesamtjahr 2009 rechnet Kantner mit einem Plus von 10 Prozent auf rund
10.000 Fälle. Bei den Unternehmensinsolvenzen erwartet er einen Anstieg um
12 bis 15 Prozent.
Im Zeitraum von Jänner bis September haben die insolventen Firmen laut KSV-Schätzung Verbindlichkeiten in der Höhe von 2,8 Mrd. Euro angehäuft, um 40 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2008. Von den Pleiten waren 21.300 Dienstnehmer betroffen, das ist ein Plus von 42 Prozent oder 6.300 Personen. Die Passiva bei den Privatkonkursen stiegen um 11,6 Prozent auf 863 Mio. Euro.
Von den 5.190 Gesamtinsolvenzen entfielen 2.790 Fälle auf eröffnete Insolvenzen, um 16,5 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. 2.756 Fälle (+16,5 Prozent) waren Konkurse; die Zahl der Ausgleiche nahm von 28 auf 34 Fälle zu. Die mangels Masse abgewiesenen Konkursanträge stiegen um 4 Prozent auf 2.400 Fälle.
Größter Fall
Der größte Insolvenzfall, berechnet nach
Höhe der Verbindlichkeiten, ist der Fall Marta Unternehmensberatung in Wien
mit Passiva von 150 Mio. Euro. Gleich danach rangieren drei Holzsägewerke -
Holzindustrie Theresia
Häupl GmbH, Holzindustrie Leitinger Ges.m.b.H. und Holzindustrie
Preding Ges.m.b.H. - mit zusammen Verbindlichkeiten von rund 180 Mio. Euro.
Zwei weitere Großinsolvenzen betreffen die Transportbranche
(Rumplmayr/Interliner), die von der Krise rasch und sehr direkt getroffen
wurde.
Branchen
Nach Branchen hat es die Bereiche Maschinen/Metall (+50
Prozent), Chemie/Pharma/Grundstoffe (+43 Prozent), Holz/Möbel (+24 Prozent),
Glas/Keramik (+37 Prozent) sowie Papier/Druck (+49 Prozent) am stärksten
getroffen. Die sonst sehr konjunktursensitive Bauwirtschaft hingegen weist
einen deutlich unterdurchschnittlichen Zuwachs von nur 5 Prozent auf. Die
Probleme werden dort voraussichtlich verspätet ankommen, oder - je nach
politischen Maßnahmen - gar nicht, glaubt Kantner. Auch das Gastgewerbe habe
mit 8 Prozent mehr Insolvenzen einen unterdurchschnittlichen Zuwachs
verzeichnet.