Julius Meinl V zieht in den Kampf: Er will den Familiennamen restituieren. In Großbritannien hat er ein Team von Anwälten zusammengewürfelt, die nun den ramponierten Ruf wieder herstellen sollen.
Der gegen eine Kaution von 100 Mio. Euro Anfang April aus der Untersuchungshaft entlassene Banker Julius Meinl V hat sich während seines mehrtägigen Auslandsaufenthaltes offensichtlich in Großbritannien aufgehalten. In einem Interview mit der "Daily Telegraph" verneint der Banker mit britischer Staatsbürgerschaft, dass er aus Österreich fliehen wolle und gibt sich betont kämpferisch. Um den ramponierten Ruf seiner Familie wieder herzustellen, hat er dort ein Team von Rechtsanwälten zusammengestellt.
Ruf wiederherstellen
"Sehe ich aus wie ein Mann, der vor seiner
Verantwortung oder aus Österreich flieht? Ich werde jederzeit zurückkommen,
wenn die Behörden mich sehen wollen. Ich werde nicht davon laufen. Ich werde
dafür kämpfen, den Namen meiner Familie wiederherzustellen", sagte der
Banker in seinem ersten Interview nach seiner vorübergehenden
Untersuchungshaft der britischen Zeitung.
Er sieht sich als Sündenbock
In Österreich sei er mit allem,
was mit dem Bankensektor falsch ist, in Zusammenhang gebracht worden. Er
könne keinen Fuß vor die Türe seiner Wohnung mehr setzen, weil die
öffentliche Meinung gegen ihn sei. Dabei habe er nichts falsches getan,
beklagt sich Meinl.
Laut Zeitungsbericht sieht sich der Banker als Brite, obwohl er in Österreich geboren, in der Schweiz erzogen worden sei und in den USA gearbeitet habe, bevor er 1983 Chef der Bank geworden sei. Meinl habe die kleine Bank zu einem wichtigen Player in den sich entwickelnden Volkswirtschaften in Osteuropa gemacht. Nun sage Meinl, er sei zum Sündenbock für Österreichs Wirtschaftskrise gemacht worden, so die "Daily Telegraph".
"Vor fünf Jahren kannten die Aktienkurse nur eine Richtung, aufwärts, und Aktienbesitzer verdoppelten ihr Geld. Als sie abwärts gingen, wie auch im Rest der Banken- und Immobilienwelt, wurde ich dafür verantwortlich gemacht", so Meinl. Rund 60.000 Österreicher hätten durch die Kursverluste der Immobiliengesellschaft Geld verloren, schreibt die Zeitung.
"Österreicher kaufen erst seit 10 bis 15 Jahren Aktien. Sie waren es bisher gewohnt, dass ihre Ersparnisse immer an Wert gewinnen und fanden es schwer, als sie an Wert verloren, wie im Rest der Welt" so Meinl.
Team von Anwälten zusammengestellt
In London hat Meinl laut
dem Bericht ein hochrangiges Rechtsanwaltsteam zusammengestellt, das seinen
Kampf zur Reinwaschung seines Namens anführen und versuchen soll, seinen Ruf
wieder herzustellen. Mit dabei sei auch James Lewis, der führende
europäische Haftrechtsexperte.
Rekord-Kaution
Die Rekordhöhe der Kaution - 100 Mio. Euro
mussten bei Gericht hinterlegt werden - erklärt sich Meinl damit, weil in
der Liste der Reichsten das Vermögen seiner Familie mit 2 Mrd. Euro
angegeben wird. "Die Liste war natürlich falsch, aber offensichtlich weil
ich sie nicht angefochten habe, haben sie entschieden, dass sie richtig sein
muss." Der Staatsanwalt habe auch gesagt, weil er eine Pilotenlizenz habe,
gebe es das Risiko, dass er aus dem Land fliehen könnte.
Gegen Julius Meinl wird von der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Untreue und Betrug in der Affäre rund um "Meinl European Land" ermittelt, es gilt die Unschuldsvermutung. Nach zwei Nächten in Untersuchungshaft Anfang April war der Banker gegen eine von ihm innerhalb einer Stunde aufgebrachte 100-Mio.-Euro-Kaution sowie gegen weitere Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden.