Schiebungs-Vorwürfe
Meinl-Rebellen wollen klagen
29.07.2008
Empörte Anlegervertreter kritisieren die Abstimmungspraxis auf der HV und prüfen rechtliche Schritte. MIP-Boss Haider weist Vorwürfe zurück.
Die fast 11-stündige Chaos-Hauptversammlung der Meinl International Power (MIP) am Montag hat alles andere als eine Beruhigung in die Energie-Investmentgesellschaft gebracht. Zwar erhielt MIP-Chef Hans Haider eine knappe Mehrheit für sein Reformpaket, aber die kritische Investorengruppe um Anlegervertreter Alexander Proschofsky kündigt empört über undurchsichtige Abstimmungen nun Anfechtungsklagen an. Die Ergebnisse der HV seien ungültig, sagen die Rebellen. Konkret geht es um folgende Punkte:
- Stimmenkauf. Kurz vor und sogar noch während der HV soll aus dem Umfeld der Meinl Bank das Angebot an Anleger unterbreitet worden sein, MIP-Pakete zu einem Kurs von 8 Euro zu verkaufen (also deutlich über Marktkurs). Zumindest zwei große institutionelle Investoren aus Portugal sollen dieses Angebot angenommen und die Stimmenmehrheit so zugunsten des MIP-Managements verschoben haben. Ob solche Transaktionen rechtlich zulässig sind, ist zu klären. Im Umfeld einer HV sind die hinterlegten Papiere eigentlich für den Handel gesperrt.
- Wahl-Schummelei? Für besondere Empörung bei den Anlegervertretern sorgt die nachträgliche Korrektur mancher Abstimmungsergebnisse. So war MIP-Direktor Michael Treichl nachmittags abgewählt und Rebellen-Kandidat Richard Boleat neu in den Vorstand gewählt worden. Wenig später war es nach einer Neuauszählung der Stimmen genau umgekehrt. Das wollen die Rebellen nicht akzeptieren. Richard Boleat sagt, er sehe sich als einen der neuen MIP-Direktoren und rechne mit einer Einladung zum nächsten Board-Meeting.
FMA soll prüfen
Es ist davon auszugehen, dass die
Wahl-Vorgänge der FMA zur Prüfung übergeben werden. Darüber hinaus bereitet
die Gruppe um Proschofsky rechtliche Schritte vor. Im Zusammenhang mit der
MIP-HV würden noch zahlreiche Skandale ans Licht kommen, heißt es.
Haider beginnt mit Reform
MIP-Chef Hans Haider, der sämtliche
Vorwürfe zurückweist, will indes schnell mit der Umsetzung seines
Reformpakets beginnen. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns gänzlich von
der Meinl-Gruppe zu lösen“, so Haider gestern. Kritik an der turbulenten HV
lässt die MIP nicht gelten, ein Sprecher gesteht aber zu: „Einen
Schönheitspreis gewinnen wir dafür nicht.“
Wahrscheinlich ist, dass die Verträge mit der MIP-Managementgesellschaft, deren Teileigentümer und Chef Karl-Heinz Grasser ist, gekündigt werden. Grasser könnte und will allerdings trotzdem weitermachen und hatte auch unter den auf der HV anwesenden MIP-Anlegern etliche „Fans“.