Causa Meinl
MEL-Dir. wussten nichts von Rückkauf
10.05.2009
Zwei ehemalige MEL-Direktoren erklären in einem Brief an die Finanzaufsicht von Jersey, über die umstrittenen Rückkauftransaktionen der MEL-Zertifikate nicht informiert geworden zu sein. Die Familie Meinl protestiert währenddessen gegen einen Pühringer-Sager.
Neue Details in der Causa Meinl rund um die börsenotierte Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL, heute Atrium European Real Estate): Zwei ehemalige MEL-Direktoren erklären in einem vom Nachrichtenmagazin "profil" zitierten Brief vom Dezember 2007 an die Finanzaufsicht von Jersey, von den umstrittenen Rückkauftransaktionen der MEL-Zertifikate nichts gewusst zu haben. Die Meinl Bank sieht sich durch den Brief in ihrer Ansicht bestätigt, dass die Transaktion rechtmäßig gewesen sei.
In "Österreich" (Sonntagausgabe) lobt wie berichtet der aus der U-Haft entlassene Sportmanager Stefan Matschiner seinen kurzzeitigen Zellengenossen in der U-Haft, Bankier Julius Meinl V., als "sehr angenehmen Zeitgenossen".
Lückenhafte Informationen
Die zwei Jersey-Direktoren der
MEL, die britischen Anwälte Michael Richardson und Peter Byrne,
distanzierten sich im Dezember 2007 in einem Brief an die
Finanzmarktaufsicht von Jersey von dem umstrittenen Zertifikaterückkauf und
erklären mit Hinweis auf lückenhafte Informationen ihren Rücktritt von den
MEL-Funktionen, so das Nachrichtenmagazin in seiner am Montag erscheinenden
Ausgabe.
"Der Ankauf von Zertifikaten ... wurde durchgeführt, ohne dass wir Direktoren einbezogen worden wären, obgleich die anderen Direktoren involviert waren und das Ausmaß der Zertifikatskäufe kannten", zitiert "profil" aus dem Schreiben von Richardson, das dieser auch im Namen seines Partners Byrne verfasst habe.
1,8 Mrd. Euro
Zwischen April und August 2007 wurden über den
MEL-Market Maker Meinl Bank insgesamt 88,8 Millionen MEL-Zertifikate auf
Rechnung der Immobiliengesellschaft zurückgekauft, wofür 1,8 Milliarden Euro
der MEL eingesetzt wurden. Erst Ende Juli 2007 wurde die Öffentlichkeit
darüber informiert, dass MEL plane, eigene Papiere vom Markt zurückzukaufen.
Dazu wurde eine Hauptversammlung für 23. August angesetzt. Dass die
Rückkäufe zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend abgeschlossen waren, wurde
verschwiegen, so das "profil".
Unvollständig
"Die Pressemitteilung vom 27. Juli zur
Einberufung der Hauptversammlung erfolgte ohne Einbindung des MEL-Boards,
die übermittelten Informationen waren unvollständig", heißt es in
Richardsons Schreiben. Weder seien die Jersey-Direktoren zur HV eingeladen
worden, noch hätten sie die damals auch präsentierte Geschäftszahlen vorab
zu Gesicht bekommen, und schließlich sei bis November 2007 auch kein
HV-Protokoll auf Jersey eingelangt.
Meinl Bank bestätigt
Die Meinl Bank sieht sich durch den im
"profil" zitierten Brief an die Jersey-Behörde JSFC hingegen in ihrer
Ansicht bestätigt, dass die Rückkäufe von MEL-Zertifikaten im Frühjahr 2007
vom Board der auf Jersey ansässigen MEL angeordnet und rechtmäßig gewesen
seien. Laut dem von den Jersey-Behörden genehmigten Gesellschaftsvertrag sei
nämlich ausschließlich der Lenkungsausschuss des MEL-Boards für derartige
Entscheidungen zuständig, so die Meinl Bank. Dieser habe aus Georg Kucian,
Heinrich Schwägler und Karel Römer bestanden, damals MEL-Direktoren.
Kritik an Pühringer
Die Familie Meinl hat währenddessen am
Sonntag gegen eine Formulierung in der Parteitagsrede des
oberösterreichischen ÖVP-Obmannes, Landeshauptmann Josef Pühringer,
protestiert. Dieser hatte bei seiner Forderung nach einer
Kapitaltransfersteuer gemeint, "Spekulanten, die Meinl's der Republik, die
schnellen Geldmacher" sollten damit europaweit ihren Beitrag zur Lösung der
Krise leisten.
Politischer Populismus
Die Familie Meinl verwahrte sich dagegen,
dass sie für die Finanzkrise mitverantwortlich gemacht werde und wies "diese
Art von politischem Populismus" in einer Aussendung entschieden zurück. Sie
habe in 150 Jahren Unternehmensgeschichte Tausende Mitarbeiter beschäftigt
und sichere auch heute Hunderte Arbeitsplätze in Österreich. Diese
Leistungen seien niemals durch Spekulation erbracht worden. Die Unternehmen
der Familie Meinl hätten vielmehr stets auf Kontinuität gesetzt und
Verantwortung für ihre Mitarbeiter übernommen, hieß es in einer
Presseaussendung.