Ein doppelseitiges Inserat in der „Presse“, in dem ÖIAG-Chef Michaelis sich selbst feiert, sorgt für Empörung.
„Jetzt hat er das Fass zum Überlaufen gebracht!“ Das war der Tenor gestern in der SPÖ anlässlich des jüngsten Coups von ÖIAG-Chef Peter Michaelis. Der Boss der Staatsholding, der zuletzt auch von Kanzler Werner Faymann massiv kritisiert wurde, zog in der Samstags-Ausgabe der Presse in einem doppelseitigen Inserat „mit finanzieller Unterstützung der ÖIAG“ Bilanz über sein Tun.
48.732 Euro Steuergeld
Michaelis’ Investition in eigener Sache
kostet den Steuerzahler stolze 48.372 Euro. So viel jedenfalls verrechnet
die Presse laut Anzeigentarif 2009 für eine Doppelseite am Samstag.
Kernstück ist ein ganzseitiges Interview, in dem Michaelis unter dem Titel
„Wir sind der Schutzschild der Politik“ u.a. abrechnet mit Kritik an seiner
Gage (700.000 Euro) und Amtsführung: „Der Aufsichtsrat ist der Meinung, dass
ich die mir gesteckten Ziele erreicht habe“, sagt er da etwa.
Gagenkaiser
Die Entrüstung in der SPÖ über die Anzeige ist groß.
Michaelis sei endgültig nicht mehr zu halten, heißt es. Der 62-Jährige sorgt
ohnehin seit Langem regelmäßig für öffentliche Empörung: Er gilt als
Hauptverantwortlicher für das AUA-Debakel – schließlich holte er Alfred
Ötsch ins Chef-Cockpit, unter dem die Airline an den Rand der Pleite flog,
und zögerte dann den Verkauf so lange raus, dass die AUA nur mit 500 Mio.
Euro Mitgift anzubringen war. Und für all das kassierte er noch 700.000 Euro
Gage – davon die Hälfte als Erfolgshonorar!
ÖIAG-Auflösung kommt
Die SPÖ will nun die Auflösung der
ÖIAG, die ohnehin nicht mehr viel zu tun hat (sie verwaltet noch die
Staatsanteile an Post, Telekom und OMV), vorantreiben. Auch die ÖVP hatte
signalisiert, nach Abschluss des AUA-Verkaufs diesbezüglich gesprächsbereit
zu sein.
Ohne Abfertigung?
Michaelis ist seit 2001 ÖIAG-Vorstand, seit
2006 alleiniger Boss. Sein Vertrag wurde von ÖVP-Finanzminister Josef Pröll
erst 2008 (am Höhepunkt der AUA-Krise) um 3 Jahre verlängert. Bei einer
vorzeitigen Ablöse würde ihm ein Geldregen von rund 1,5 Mio. Euro winken.
Doch jetzt wird gefordert, dass er ohne Auszahlung seines Vertrags und ohne
Abfertigung gehen muss.