Wall-Street-Guru
Milliarden-Betrüger vor U-Haft
06.01.2009
Er lernt nie aus. Wegen Finanzbetrugs hat Bernard Madoff Hausarrest. Jetzt probierte er wieder zu tricksen.
Der Ex-Wall-Street-Guru, der im größten Schneeball-Betrugssystem aller Zeiten 50 Milliarden Dollar verzockte, soll eine Million Dollar an Schmuck und anderen Wertgegenständen mit der Post verschickt haben. Madoffs Anwälte beteuern, es wären bloß „Andenken“ für seine Söhne und Verwandte gewesen. Doch Opfer-Anwälte behaupten wutentbrannt: Der Finanzbetrüger würde die Reste seines eingefrorenen Vermögens "verschwinden lassen“, anstatt es an Betrogene zu retournieren. „Ich verlange U-Haft”, so Kläger Bill Singer in einem vollgeräumten Gerichtssaal.
8.000 Formulare
Madoff darf nach der Hinterlegung einer Kaution
von zehn Millionen Dollar in seinem Manhattener Luxus-Apartment unter
„Hausarrest“ den Prozessbeginn abwarten. Der Masseverwalter der
stillgelegten Madoff-Brokerfirma schickte jetzt 8.000
Schadenersatz-Formulare an geprellte Investoren aus. Die unter
Staatsaufsicht gestellte Wiener Medici-Bank rangiert laut einer Liste der
Top-Madoff-Opfer - ein Who is Who der internationalen Finanzszene - sogar
mit einem Schaden von zwei Milliarden Dollar auf Rang vier, meldete das Wall
Street Journal.
Keine Aufsicht
Den größten Ausfall erlitt der Hedgefonds
Fairfield Greenwich Group (7,5 Milliarden Dollar), gefolgt von der Tremont
Holding (3,3 Mrd.) sowie der spanischen Banco Santander (2,33 Mrd.). Im
Kongress haben Hearings begonnen, warum die US-Börsenaufsicht SEC Madoff
nicht auf die Spur kam. Seit 1992 seien acht Untersuchungen ohne
Konsequenzen geblieben.