Prognose revidiert
Minus 2,5 Prozent in der Wirtschaft
27.03.2009
Nationalbankchef Ewald Nowotny erwartet für heuer einen massiveren Einbruch der Wirtschaft als erwartet: Ein Minus von 2,5 Prozent.
Nowotny rechnet für das laufende Jahr 2009 mit einem Minus in der österreichischen Wirtschaftsleistung von 2 bis 2,5 Prozent. „Der Welthandel bricht massiv ein, für Deutschland gibt es ernst zu nehmende Prognosen für einen BIP-Rückgang um 5 Prozent. Das wirkt auch auf Österreich“, sagte Nowotny dem Standard.
Budgetdefizit 2010 von 4%
IHS-Chef Bernhard Felderer erwartet,
dass das Budgetdefizit des österreichischen Gesamtstaates 2010 auf
"mindestens vier Prozent" ansteigen wird, nach rund 3 1/2 Prozent des BIP
heuer und noch 0,3 Prozent Überschuss im Vorjahr. Für 2009 prognostiziert
das Institut für Höhere Studien einen Abgang von 3,3 Prozent des BIP, "doch
würden wir auch die 3,5 Prozent Defizit des Wifo sofort unterschreiben", so
Felderer.
Banken leiden massiv
Die Finanzkrise hinterließ schon im Vorjahr
in den Bilanzen der österreichischen Banken deutliche Spuren. Vor allem
Abwertungen von Wertpapieren sowie hohe Kredit-Vorsorgen haben den addierten
Nettogewinn der Banken kräftig gedrückt, rechnete die Nationalbank (OeNB)
jetzt vor.
Bei den Abschreibungen mussten die Banken ihre Engagements in Island und bei der gestrauchelten US-Investmentbank Lehman Brothers teuer bezahlen. Aber auch der Wert der Beteiligungen in Osteuropa wurde teils heftig revidiert.
Der gesamte Wertberichtigungsbedarf ist daher von 1,6 Milliarden Euro (2007) auf 6,7 Milliarden Euro im Vorjahr explodiert. „Die Wertberichtigungen konnten allerdings aus eigener Kraft bilanziell dargestellt werden“, so OeNB-Direktor Andreas Ittner.
Profite trotz Krise
Die heimischen Banken sind aber trotz der
hohen Belastungen deutlich in der Gewinnzone. Der gemeinsame
Jahresüberschuss ist aber mit 2,2 Milliarden Euro deutlich geringer
ausgefallen als noch 2007 (4,8 Milliarden).
„Trotzdem stehen österreichische Banken summa summarum im internationalen Vergleich besser da als viele ihre Mitbewerber, die hohe Verluste ausweisen mussten“, betont Ittner.
Starke Bank-Aktien
An der Wiener Börse wurde das auch honoriert.
Die stark abverkaufte Aktie der Erste Group legte innerhalb eines Monats um
rund 105 Prozent zu.
Am Freitag bestätigte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) den Abwärtstrend in seiner Frühjahrsprognose: Die heimische Wirtschaft dürfte heuer um 2,2 bzw. 2,7 Prozent schrumpfen. 2010 soll es dann wieder leicht aufwärtsgehen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut rechnet mit 0,5 Prozent BIP-Plus für kommendes Jahr, das Institut für Höhere Studien mit 0,4 Prozent Plus. 2008 ist Österreichs Wirtschaft noch um 1,8 Prozent gewachsen. Düster sind die Aussichten für Arbeitsmarkt und Budget: Das Defizit dürfte heuer 3 1/2 Prozent betragen und 2010 auf 4 Prozent steigen.
Globale Rezession
"Die Weltwirtschaft ist in einer tiefen
Rezession", der sich "Österreich als kleine, exportorientierte
Volkswirtschaft nicht entziehen kann", erklärten die Experten bei der
Prognose-Vorlage am Freitag. Es handle sich um "den schwersten
Wirtschaftseinbruch der Nachkriegszeit". Die Arbeitslosenquote nach
heimischer Berechnung dürfte 2009 auf fast 7 1/2 Prozent und 2010 über 8
Prozent klettern. Die Beschäftigtenzahl dürfte, nach mehreren Jahren mit
Zuwächsen, heuer um über 1 Prozent und 2010 nochmals um 1/2 Prozent
zurückgehen.