Finanzkrise

Morgan Stanley und Goldman Sachs werden Holdings

22.09.2008

Die US-Investmentbanken werden Regierungskredite erhalten. Experten sprechen vom Ende der Wall Street, wie sie bisher bekannt war.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Als Reaktion auf die Finanz- und Bankenkrise in den USA werden die großen US-Investmentbanken Morgan Stanley und Goldman Sachs einfache Holding-Unternehmen. Wie die US-Notenbank am Sonntagabend bekannt gab, erteilte sie dafür die Genehmigung. Außerdem erhalten die beiden Banken Regierungskredite, um der derzeitigen Finanz-und Bankenkrise besser standhalten zu können.

Neue Regelungen
Beide Unternehmen können künftig zu Einlagen berechtigte Geschäftsbanken gründen und dadurch ihre geschwächten Finanzen aufbessern. Im Gegenzug unterliegen Goldman Sachs und Morgan Stanley neuen Regelungen und strikteren Kontrollen der Aufsichtsbehörden, die den Spielraum für riskante Spekulationen einschränken.

"Ende der Wall Street"
In einem Kommentar des "Wall Street Journal" hieß es, diese Entscheidung markiere das Ende der Wall Street, wie sie seit Jahrzehnten bekanntgewesen sei. Der angekündigte Strukturwandel folgt auf eine chaotische Woche auf den internationalen Finanzmärkten.

Letzte unabhängige US-Investmentbanken
Der Branchenprimus Goldman Sachs und die zweitgrößte US-Investmentbank Morgan Stanley sind die letzten verbliebenen unabhängigen US-Investmentbanken von bis vor kurzem noch fünf Geldinstituten. Finanzmedien hatten in der vergangenen Woche berichtet, die Leitung von Morgan Stanley ziehe zur Rettung der Investmentbank eine Beteiligung des chinesischen Staatsfonds China Investment Corp. (CIC) einer Fusion mit der großen US-Regionalbank Wachovia vor.

Insolvenz der Lehman Brothers
Die US-Investmentbank Lehman Brothers hatte am Montag vergangener Woche Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechtes beantragt, so dass die Gläubiger ihr Kapital nicht mehr abziehen können. Die Bank of America übernahm die angeschlagene Bank Merrill Lynch. Die US-Notenbank rettete den Versicherer AIG mit einem Kredit über 85 Milliarden Dollar (59,7 Mrd. Euro) und übernahm dafür faktisch die Kontrolle bei dem Versicherungsriesen. Insgesamt pumpte die Fed zur Stabilisierung der Märkte Milliarden Dollar in das notleidende Bankensystem. Zuvor waren bereits die angeschlagenen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac unter staatliche Kontrolle gestellt worden.

Beratungen über Rettungspaket
Derzeit beraten US-Regierung und Kongress über ein Rettungspaket der Superlative für die Finanzmärkte. Washington plant, den Banken in den kommenden zwei Jahren für bis zu 700 Milliarden Dollar wertlos gewordene Kredite abzukaufen, um einen Zusammenbruch des angeschlagenen Finanzsystems zu verhindern.

Das Rettungspaket ist der vorläufige Höhepunkt der seit mehr als einem Jahr andauernden Immobilienkrise, die durch den Handel mit faulen US-Hypotheken an den internationalen Finanzmärkten ausgelöst wurde. Hauseigentümer in den USA hatten ihre Kredite in Zeiten steigender Zinsen nicht mehr abbezahlen können.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel