Der Aufsichtsrat bestimmte den Logistik-Vorstand zum Nachfolger Zumwinkels.
Der 46-jährige Neurobiologe Frank Appel ist neuer Vorstandschef der Deutschen Post. Der Aufsichtsrat des Konzerns bestimmte den bisherigen Logistikvorstand am Montag einstimmig zum Nachfolger Klaus Zumwinkels, der wegen der Steueraffäre seinen Rücktritt angeboten hatte. Appels Vertrag läuft bis Ende Oktober 2012.
Herausforderung steht bevor
Auf den neuen Mann an der Spitze des
weltweit aktiven Konzerns mit knapp 500.000 Mitarbeitern wartet keine
leichte Aufgabe. Zu den dringlichsten Themen Appels dürfte die Sanierung des
Expressgeschäfts in den USA gehören, das trotz mehrjähriger Bemühungen nicht
aus den roten Zahlen herauskommt. Erst im Jänner musste die Post AG weitere
600 Mio. Euro auf ihr US-Engagement abschreiben.
Bank-Fusion
Oben auf der Tagesordnung steht auch die Fusion der
Postbank mit einer der großen deutschen Privatbanken. Deutsche Bank und
Commerzbank haben öffentlich Interesse an der Posttochter mit ihren 14,5
Milliarden Kunden gezeigt.
Integration der zugekauften Unternehmen
Zu den langfristigen
Aufgaben zählt die längst nicht abgeschlossene Integration der mehr als 120
in den vergangenen Jahren zugekauften Unternehmen in aller Welt in den
Gesamtkonzern. Auch die Frage, wie die Briefsparte der Post AG, bisher
gewinnträchtigster Bereich, die Folgen des Wegfalls des Briefmonopols seit
Anfang des Jahres verkraftet, dürfte in den nächsten Jahren ein Dauerthema
darstellen. Der Wegfall von Stellen in diesem Bereich gilt als nicht
unwahrscheinlich.
Zumwinkle trat zurück
Zumwinkel, der 18 Jahre an der Spitze
des DAX-Konzerns gestanden hatte, hatte am Freitag seinen Rücktritt
eingereicht, nachdem am Donnerstag Steuerfahnder sein Wohnhaus und sein Büro
durchsucht hatten. Der Manager, der Mitte Dezember 65 Jahre alt wird, wollte
ursprünglich im November abtreten. Er hat Appel schon seit geraumer Zeit als
Nachfolger aufgebaut.
Steueraffäre
Zumwinkel wird vorgeworfen, über eine Stiftung
in Liechtenstein rund eine Million Euro Steuern hinterzogen zu haben. Der
Aufsichtsrat nahm den Rücktritt an. Auch die Bundesregierung hat massiven
Druck ausgeübt. Der Bund ist über die staatliche Kreditanstalt für
Wiederaufbau mit 31 Prozent größter Einzelaktionär der Post AG.