Der Betrugsfall der französischen Großbank Societe Generale erinnert an den Finanzskandal um den britischen Finanzjongleur.
Der Betrugsfall bei der französischen Großbank Societe Generale erinnert an den Finanzskandal um den britischen Finanzjongleur Nick Leeson im Jahr 1995. Mit Fehlspekulationen in Höhe von 860 Mio. Pfund (heute 1,15 Mrd. Euro) löste der damalige Börsenmakler den Zusammenbruch der 1762 gegründeten, ältesten britischen Handelsbank Barings aus.
Als Anlagevirtuose bewundert
Bis Anfang 1995 wurde Leeson als
Anlagevirtuose bewundert. Für die Londoner Investmentbank arbeitete er am
Finanzplatz Singapur. Es ging um riskante, neuartige Millionengeschäfte, von
denen die traditionsbewussten Topmanager des Unternehmens kaum etwas
verstanden: Derivatehandel. Dass der "Mann mit dem goldenen Händchen" dabei
Riesenverluste anhäufte, bemerkte zunächst niemand.
"Es tut mir leid"
Als der damals 28-Jährige seine
Fehlspekulationen nicht mehr vertuschen konnte, tauchte er unter. Vor seinem
Bildschirm in Singapur hinterließ er nur einen Zettel mit den Worten "Es tut
mir leid". Die Barings Bank wurde zunächst unter Zwangsverwaltung gestellt.
Später wurde sie für den symbolischen Preis von einem Pfund von dem
niederländischen Banken- und Versicherungskonzern ING übernommen.
Einige Tage auf der Flucht
Leesons Flucht dauerte nur einige
Tage. Anfang März 1995 wurde er auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen -
Singapur hatte ihn zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Der
ehemalige Börsenprofi wurde ausgeliefert und in Singapur wegen Betrugs zu
sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Geschäftstüchtig verkaufte er seine
Geschichte, die auch unter dem Titel "Rogue Trader" verfilmt wurde, an eine
britische Boulevardzeitung.
Lebt heute in Irland
Im Juli 1999 wurde Leeson wegen guter
Führung und eines Krebsleidens aus dem Gefängnis entlassen. Laut seiner
Homepage lebt er heute gesund und glücklich mit seiner zweiten Frau und drei
Kindern in Irland. Er hat ein Buch über den Umgang mit Stress veröffentlicht
und hält Reden.