Immobilienkrise

Northern Rock wird vorübergehend verstaatlicht

17.02.2008

Die britische Regierung hat zwei Übernahmeangebote für die angeschlagene Bank zurückgewiesen und stellt sie vorübergehend unter staatliche Kontrolle.

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© Reuters
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Die durch die US-Immobilienkrise angeschlagene britische Bank Northern Rock soll durch eine vorübergehende Verstaatlichung vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Die Regierung habe beschlossen, das Finanzinstitut "für einen befristeten Zeitraum in öffentlichen Besitz zu bringen", teilte der britische Finanzminister Alistair Darling am Sonntag während einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in London mit. Damit gestand die Regierung ein, zwei Übernahmeangebote zurückgewiesen zu haben. Darling sagte, angesichts der aktuellen Marktbedingungen hätten die Angebote für den Steuerzahler keinen angemessenen Wert dargestellt.

Verstaatlichung mit vorübergehendem Charakter
Kandidaten für eine Übernahme waren der Virgin-Konzern des britischen Milliardärs Richard Branson und ein leitender Manager der Bank, Paul Thompson. Laut Darling wurde "jede Option" im Privatsektor geprüft. Der Minister stellte wiederholt klar, dass die Verstaatlichung nur einen vorübergehenden Charakter habe. Die Zukunft der Bank müsse "auf lange Sicht im Privatsektor" liegen, betonte er. Northern Rock werde "zum angemessenen Zeitpunkt" wieder in private Hand gegeben.

Darling sagte, die britische Regierung werde ein Gesetz vorlegen, das die vorübergehende Verstaatlichung von Northern Rock ermögliche. Der Schritt sei nach ausführlichen Beratungen mit der Zentralbank und mit der Finanzaufsicht erfolgt. Die Bank werde weiter kommerziell tätig sein. Sie werde am Montag und darüber hinaus für Geldgeschäfte geöffnet sein. Das Geld von Kontoinhabern und Sparern sei sicher.

Fünfgrößte Hypothekenbank Englands
Northern Rock ist Großbritanniens fünftgrößte Hypothekenbank. Die Bank mit Sitz in der nordostenglischen Stadt Newcastle war im September als erstes britisches Institut von der US-Immobilienkrise ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen worden. Die britische Zentralbank (Bank of England) musste laut Gerüchten einen Notkredit von mehr als 14 Milliarden Euro gewähren, um einen Zusammenbruch zu verhindern. Der Aktienkurs brach damals ein; besorgte Kunden stürmten nach Bekanntwerden der Probleme die Schalter der Northern Rock und hoben ihr Erspartes ab. Die Schlangen vor den Filialen lösten sich erst auf, als die Regierung erklärte, sie garantiere für die Sicherheit der Einlagen.

Die Zurückweisung der beiden Übernahmeangebote durch die Regierung dürfte laut Beobachtern sowohl Darling als auch Premierminister Gordon Brown politischen Schaden zufügen. Zuletzt war in den 1970er Jahren ein Unternehmen in Großbritannien verstaatlicht worden. Brown war unter seinem Vorgänger Tony Blair zehn Jahre lang Finanzminister gewesen.

Branson kritisiert Maßnahme
Der Chef des an der britischen Bank Northern Rock interessierten Virgin-Konzerns, Richard Branson, hat die Entscheidung für eine vorübergehende Verstaatlichung des Finanzinstituts kritisiert. Dies sei "nicht die richtige Antwort" auf die Probleme, erklärte der britische Milliardär am Sonntag in einer Reaktion auf die Bekanntgabe der Regierung. Sein Unternehmen habe alles versucht, "um Northern Rock und die Jobs der Angestellten zu retten". Das Virgin-Management habe fünf Monate lang daran gearbeitet und ein "sehr starkes Angebot" vorgelegt, fügte Branson hinzu.

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