Erholung der Finanz
Nowotny hat Hinweise auf Stabilisierung
14.05.2009
Der OeNB-Gouverneur meint, dass eine Erholung eintritt. Mittelfristig sieht er weder ein Deflations- noch ein Inflationsrisiko.
Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny sieht hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung trotz der sehr krisenhaften Wachstumsprognosen inzwischen vermehrte Hinweise auf eine gewisse Stabilisierung speziell im Finanzsektor. Für Österreich und den Euroraum sehe er mittelfristig weder ein Deflations- noch ein Inflationsrisiko, sagte Nowotny am Donnerstag auf der 37. Volkswirtschaftlichen Tagung.
Hinweise Richtung Besserung
Die Weltwirtschaft befinde sich
derzeit in einer speziellen Konstellation, sagte Nowotny. Zum einen lägen
für dieses Jahr Wachstumsprognosen vor, die tatsächlich krisenhaft und sehr
ernst zu nehmen seien: mit -4 Prozent für den Euroraum und bis zu -6 Prozent
in Deutschland. Zum anderen gebe es inzwsichen doch vermehrt Hinweise auf
eine gewisse Stabilisierung speziell im Finanzsektor.
iTraxx sinkt ordentlich
So sei der Index für europäische
Kreditderivate (iTraxx) als Risikomaß um 19 % gegenüber dem Vormonat
gesunken. Das Emissionsvolumen für Unternehmensanleihen in Europa sei in den
ersten 4 Monaten rund viermal so hoch wie in der Vergleichsperiode des
Vorjahres und es gebe weitere positive Hinweis, z.B, bei den
Auftragseingängen. "Bei der Frühjahrstagung des IWF war das häufigste
Schlagwort 'green shoot' - die grünen Sprossen der Erholung, auf die man
hofft", sagte Nowotny.
Geldpolitik koordinieren
Die Wirtschaftspolitik stehe derzeit vor
großen Herausforderungen. Die erste liege im Ausmaß der aktuellen
Finanzkrise, eine andere Herausforderung sei die Gestaltung einer effektiven
wirtschaftspolitischen Antwort auf die Krise. Weitgehender Konsens herrsche
bei Wirtschaftspolitikern und Ökonomen, dass diese Situation eine
strategisch koordinierte makroökonomische Politik erfordere. Dabei gehe es
darum, die aggregierte Nachfrage zu erhöhen, die Bankbilanzen zu stärken und
die Funktionaltiät des Kreditapparates sicher zu stellen. Den Notenbanken
komme dabei eine wirtschaftspolitische Schlüsselstellung zu.
Weder De- noch Inflation
Die derzeit unmittelbare Perspektive
sei, dass als Reaktion auf die hohen Energiepreise im Vorjahr, in einzelnen
Staaten des Euroraumes, ein sinkendes Preisniveau auftreten könnte. Der
Index der Erzeugerpreise sei im Euroraum zuletzt im März um 3,1 Prozent
gegenüber dem Vorjahr gefallen "Ich möchte aber jedenfalls betonen, dass ich
mittelfristig weder ein Deflation- noch ein Inflationsrisiko sehe", sagte
Nowotny.
Leitzins ist nicht alles
Sollte in dieser Krisensituation der
Leitzins als geldpolitisches Instrument versagen, habe die Notenbank noch
andere geldpolitische Möglichkeiten. Sie könnte etwa die Geldmenge temporär
ausweiten, um mit diesem zusätzlichen Geld Vermögenstitel wie Staatsanleihen
aber auch Unternehmenbsanleihen, Papiere von anderen Banken oder anderen
Vermrögenswerte aufzukaufen. Der EZB-Rat habe dafür bei seiner letzten
Sitzung Voraussetzungen geschaffen.
Neue Steuerpolitik nötig
Notenbanken seien aber nur ein Teil
einer gesamten makroökonomischen Strategie, in der auch einer expansiven
Fiskalpolitik eine besondere Bedeutung zukommt. Eine restriktive
Fiskalpolitik würde die realwirtschaftlilche Kontraktion nur noch
verstärkten. Ebenso wichtig sei es, eine Exit-Strategie aus der expansiven
Fiskalpolitik zu vereinbaren, die auf einen klar formulierten
Budgetkonslidierungpfads zurückführt.
"Ein guter Notenbanker muss eine Mischung aus Feuerwehrmann und Polizist sein", so Nowotny. "Wir sind jetzt - und ich denke erfolgreich - mit der Eindämmung eines schweren Brandes der Weltwirtschaft befasst."