Alte Probleme

ÖBB-Aufsichtsrat im Zeichen zahlreicher Baustellen

28.07.2008

Der ÖBB-Aufsichtsrat hat bei der Tagung am Dienstag einige Baustellen vor sich. Von Spekulationsverlusten bis zu Vorstandsverträgen.

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Bei den ÖBB hat es zwar zuletzt ein sehr teures Köpferollen gegeben, die Probleme sind aber geblieben. Wenn am Dienstag der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding tagt, dann muss er sich gleich mit einer Reihe von Baustellen beschäftigen.

Spekulationsverluste
Ganz oben auf der Agenda: Die möglichen Spekulationsverluste, die sich durch die weltweite Finanzkrise noch verschärft haben. Wie berichtet sind die Bahnmanager mit der Deutschen Bank ein hochriskantes Spekulationsgeschäft eingegangen, bei dem nun 620 Mio. Euro auf dem Spiel stehen. Fraglich ist, ob die Bahnführung weiterhin auf bessere Zeiten hofft oder aus dem Deal aussteigt und dafür knapp die Hälfte des Betrages abschreibt.

Wie der "Standard" berichtete, sind neue Rückstellungen erforderlich geworden, wie hoch diese sind, werde aber von dem Staatsbetrieb wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Die Rede sei von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag, andere Quellen hoffen, mit 80 Mio. Euro das Auslangen zu finden. Zusammen mit den 260 bis 270 Mio. Euro, die 2008 darüber hinaus für die Kostenexplosion beim Unterinntalausbau rückgestellt werden müssen, scheint ein Abrutschen der mit 10,8 Mrd. Euro verschuldeten ÖBB tief in die roten Zahlen unvermeidlich. Zur Erinnerung: In der ÖBB-Infrastruktur Bau AG erhöhte sich das negative Finanzergebnis um 103,1 auf minus 373,2 Mio. Euro.

Ausbaus im Unterinntal
Und nicht nur bei Finanztransaktionen hatten die Bahnmanager kein glückliches Händchen. Auch bei der Planung des viergleisigen Ausbaus im Unterinntal sind nun zusätzliche Kosten aufgetaucht. Wie die Erstellung des ÖBB-Rahmenplans bis 2013 zeigt, verteuern sich die Planungskosten für die Strecke zwischen Kufstein und Brenner von 1,933 auf 2,074 Mrd. Euro.

Personalsektor
Eine weitere Baustelle ist der Personalsektor. Dass das aus Horst Pöchhacker und Eduard Saxinger bestehende Aufsichtsratspräsidium Kandidaten für Vorstandsbesetzungen wie die Nachfolge von Noch-Holding-Finanzchef Erich Söllinger vorlegen wird, erwarten wenige. Dabei drängt die Zeit, denn Söllingers Vertrag endet (unter anderem wegen der Spekulationen mit der Deutschen Bank) vorzeitig Ende Oktober. "Findet sich bis dahin kein ÖVP-Kandidat, der dem wahlkämpfenden Noch-Verkehrsminister Werner Faymann genehm ist, stehen die ÖBB wohl mit vielen Finanzlöchern da, aber ohne Finanzchef", ätzte dazu erst kürzlich der "Standard".

Vorstandsverträge
Dass die zu Jahresende auslaufenden Vorstandsverträge der ÖBB-Infrastruktur-Bau-Manager Georg-Michael Vavrovsky (Infrastrukturerrichtung) und Gilbert Trattner (Finanzen, Immobilien) angesichts explodierender Kosten für Bahnausbau und Swap-Geschäfte verlängert werden, gilt in Eigentümerkreisen als ungewiss. Erschwerend wirkt sich die Neuwahl aus, wodurch der Abgleich zwischen roten und schwarzen Managern derzeit holpert. "Weil Vorstandssprecher Peter Klugar ein Roter ist, stünde der Finanzjob den Schwarzen zu", schreib etwa kürzlich die Tageszeitung "Österreich".

Und wie wenn das nicht schon genug wäre, kommt jetzt auch noch der Wahlkampf den ÖBB teuer zu stehen. So wird bereits allerorts ein Einfrieren der Ticketpreise bei den ÖBB gefordert. Dabei würde die Bahn dringend Mehreinnahmen benötigen.

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