ÖSTERREICH-Interview

ÖBB-Boss Huber: "Der Stil schmerzt"

24.02.2008

ÖBB-Boss Martin Huber weist die gegen ihn gerichteten Vorwürfe vehement zurück – und geht mit seinen Kritikern hart ins Gericht.

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© APA/HERBERT PFARRHOFER
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ÖBB-Chef Martin Huber wurde zuletzt von mehreren Seiten angegriffen. Spekuliert wurde auch über eine vorzeitige Vertragsauflösung (der Vertrag läuft bis Herbst 2009) auf Druck der SPÖ, Siemens-Österreich Chefin Brigitte Ederer soll ihm folgen, hieß es.

ÖSTERREICH: Der Druck auf Sie nimmt offenbar massiv zu. Denken Sie an Rücktritt?

Martin Huber: Es gibt politische Kreise, denen das sehr recht wäre. Diese Kreise denken parteipolitisch und nicht an das Unternehmen. Für die ÖBB und ihre Kunden wäre ein Wechsel an der Spitze gerade jetzt schlecht. Die MitarbeiterInnen haben wieder eine Perspektive, sind zunehmend kundenorientiert. Die politischen Grabenkämpfe machen das wieder kaputt.

ÖSTERREICH: Es gibt Spekulationen, wonach Sie Siemens-Chefin Brigitte Ederer an der Bahn-Spitze schon bald ablösen könnte. Sie sollen sie sogar telefonisch vor dem Job gewarnt haben.

Huber: Ich habe selten so einen Unsinn gehört. Ich denke, Frau Ederer macht einen guten Job an der Spitze von Siemens – und ich mache einen guten Job an der Spitze der ÖBB. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, warum das nicht so bleiben sollte.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu den Vorwürfen aus dem Aufsichtsrat und von den Grünen, es habe bei ÖBB-Immobiliengeschäften Unregelmäßigkeiten gegeben und Sie und Ihre Frau hätten davon profitiert?

Huber: Die ÖBB wickeln ihre Immobiliengeschäfte allesamt sauber und professionell ab. Allerdings geht die Politisierung der ÖBB mittlerweile schon so weit, dass sogar das Privatleben meiner Frau mit hineingezogen wird. Dieser Stil schmerzt mich persönlich und schadet dem Unternehmen.

ÖSTERREICH: … und zu den Finanzgeschäften, die jetzt Rückstellungen von rund 150 Millionen erfordern?

Huber: Diese Finanzgeschäfte haben eine Laufzeit bis 2015. Abgerechnet wird erst am Ende. Ich gehe davon aus, dass wir den von unserer Finanzabteilung geplanten Gewinn auch verbuchen werden können. Aber bei dieser Diskussion geht es ja nicht um die Sache. Wir wissen, wer das Thema angezettelt hat und aus welchen Gründen.

ÖSTERREICH: Und wer?

Huber: Die Betroffenen wissen, wen ich meine.

ÖSTERREICH: Geht die Politik mit der Bahn gut um?

Huber: Es gibt sehr viele Politiker, die mit voller Kraft die Bahn unterstützen und sehen, wie wichtig sie für Österreich ist – allen voran Infrastrukturminister Faymann, Vizekanzler Molterer und praktisch alle Landeshauptleute. Auf der anderen Seite gibt es eine kleine Gruppe von Personen, die der Meinung sind, dass die ÖBB ihnen gehört und sie die ÖBB für ihre politischen Zwecke vereinnahmen müssen. Und derzeit ist an der Spitze der ÖBB ein Management, das das nicht zulässt. Das schafft Konflikte.

ÖSTERREICH: Haben Sie aus Ihrer Sicht genügend Rückhalt aus der Politik?

Huber: Minister Faymann hat vom ersten Tag an keinen Zweifel daran gelassen, dass er hinter dem Management und unserem Reformkurs steht. Und ich meine auch, dass die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert. Wir verstehen einander und verfolgen die gleichen Ziele.

ÖSTERREICH: Ist die Bahn aus Ihrer Sicht gut aufgestellt und wie ist eigentlich Ihre ganz persönliche ÖBB-Bilanz?

huber: Wir haben die ÖBB wirtschaftlich auf Kurs gebracht und müssen gerade jetzt entschlossen weitergehen. Wir haben um 14 Millionen mehr Fahrgäste, um 9 Millionen Tonnen mehr beförderte Güter als vor der Ära Huber. Wir haben die Produktivität um über 40 Prozent gesteigert. Zeigen Sie mir ein anderes Management, das das nach nur drei Jahren verbuchen kann. Wir haben die ÖBB aus der Sackgasse geholt und der Bahn wieder eine Chance eröffnet.

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