Die Würfel sind gefallen. Bahn-Boss Martin Huber geht mit einer fetten Abfertigung, auch seine Vorstandskollegen Gustav Poschalko und Erich Söllinger scheiden aus.
Nach dem monatelangen medial geführten Machtkampf um die ÖBB-Spitze wirkte der Auftritt nahezu bescheiden: Martin Huber, seit 1. November 2004 Generaldirektor der Österreichischen Bundesbahnen, kam zur Sitzung des ÖBB-Aufsichtsrates in der Konzernzentrale am Wienerberg. „Ich bin nur gekommen, um mich zu verabschieden“, sagte Huber und ging wieder.
Lesen Sie hier: Martin Huber im ÖSTERREICH-Interview.
Den frühzeitigen Abgang versüßt Huber ein opulentes Abfertigungspaket, dessen Einzelheiten ÖSTERREICH nun vorliegen: Er geht mit sofortiger Wirkung und erhält als Ausbezahlung seines noch bis September 2009 laufenden Vertrages exakt 515.703,60 Euro.
Konsulentenvertrag für Martin Huber
Das ist aber noch nicht
alles. Huber bleibt der Bahn als Konsulent erhalten, und zwar bis zum Ablauf
seines Vorstandsvertrages. Dafür bezieht er weitere 306.000 Euro. In Summe
macht das 821.703,60 Euro aus.
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Huber ist damit glimpflich davongekommen. Es stand im Raum, dass er ohne einen Cent Abfertigung gehen muss. Schließlich diskutierte der Aufsichtsrat gestern abschließende Prüfberichte über zwei heikle Bahn-Interna.
Es ging um private Immobiliengeschäfte des Ehepaares Huber im Umfeld der Bahn. Die beiden kauften von der Telekom die Wiener Liegenschaft Schillerplatz 4 und veräußerten sie wenig später mit Millionengewinn an einen Immobilienpartner der ÖBB. Außerdem ging es um verunglückte Spekulationsgeschäfte mit 613 Millionen Euro ÖBB-Geld, bei denen zumindest am Papier bisher hohe Verluste angefallen sind.
Keine Verstöße gegen Aktienrecht
Der Aufsichtsrat kam
nun zu der Erkenntnis, dass daraus keine aktienrechtlichen Verfehlungen von
Huber und Finanzvorstand Erich Söllinger abzuleiten sind.
Die Spekulationsgeschäfte haben dennoch Folgen. Auch Söllinger nimmt den Hut. Er begründet das wie Huber mit der Diskussion um seine Person in den vergangenen Wochen. Söllinger bot dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an. Dieser akzeptierte.
Der Aufsichtsrat zog gestern überhaupt ein Großreinemachen in der ÖBB-Management-Etage durch. Neben Huber und Söllinger geht auch Gustav Poschalko. Er scheidet allerdings erst mit 1. September aus. Dies vor allem der Optik wegen. Es soll nicht der Eindruck entstehen, Poschalko sei in die ÖBB-Skandale verwickelt.
Poschalkos Abgang hat politische Hintergründe. Mit dem schwarzen Huber musste auch der rote Vertrauensmann Poschalko die Bahn verlassen.
Abfertigung bleibt weiter umstritten
Die Abfertigung für Huber
dürfte zumindest ÖBB-intern noch für einige Aufregung sorgen. So kündigte
der mächtige Bahngewerkschafter Wilhelm Haberzettl schon vor dem gestrigen
Aufsichtsrat Widerstand an. Tenor: Wenn einer Fehler macht, soll er nicht
auch noch dafür belohnt werden. Für Huber sprechen aber neben den
Ergebnissen der von Rechtsanwälten und Wirtschaftstreuhändern erstellten
Gutachten auch die ÖBB-Bilanzen: Die Bahn beförderte noch nie so viele
Personen und Güter wie unter seiner Ägide, die Umsätze waren auch noch nie
so hoch. Dabei kam Huber entgegen, dass immer mehr Menschen Bahn fahren.
Doch er konnte auch die Gewinne steigern. Größter Makel an der Bahn-Bilanz:
Viel zu tun für neuen Lokführer
Am stärksten steigen
die Schulden. Es gibt also für die neue Bahnführung einiges zu tun. Die muss
sich jetzt aber erst formieren.
Noch nicht abgeschlossen ist damit die Debatte um Hubers Schillerplatz-Deal. Er wird als Nächstes die Hautversammlung der Telekom Austria beschäftigen. Zuletzt tauchten Hinweise auf, dass dabei auch ehemalige Telekom-Manager privat verdient haben.
Klugar wird Nachfolger
Ebenso heute wurde vom ÖBB-Aufsichtsrat
die Nachfolge geregelt. Neuer Vorstandssprecher der Bahn-Holding wird der
59-jährige Peter Klugar, der seit 2007 dem Holding-Vorstand angehört.