Riesen-Verlust
ÖBB droht Minus von 100 Mio Euro
19.11.2009
In den nächsten Jahren will die Bahn durch ein Paket von über 250 Maßnahmen einen strammen Sparkurs fahren, so Finanzvorstand Halbmayr.
In früheren Jahren haben die ÖBB mit dem Güterverkehr das meiste Geld verdient – in der Wirtschaftskrise kehrt sich das um. Die Güterverkehrstochter RCA (Rail Cargo Austria) wird heuer um knapp 20% oder 500 Mio. Euro weniger Umsatz machen. „Wenn die Industrie die Fertigung drosselt, trifft das die Bahn mehrfach“, erläutert ÖBB-Finanzvorstand Josef Halbmayr.
Nicht voll kompensiert. Als Beispiel nennt er die Stahlproduktion: „Rohstoffe wie Erz werden weniger transportiert, das fertige Produkt wird nicht weggefahren, und auch Abfälle (Schlacke) müssen nicht im früheren Ausmaß entsorgt werden.“ Dieser Rückgang bei der RCA kann in anderen Bereichen nicht voll kompensiert werden. Im Personenverkehr werden zwar erstmals seit Langem schwarze Zahlen erwartet und die Infrastruktur wird ausgeglichen bilanzieren. Unterm Strich werde dem Konzern aber heuer ein Minus von 100 Mio. Euro bleiben, so Halbmayr.
250 Sparmaßnahmen
In den kommenden Jahren muss massiv
eingespart werden. Vom Beratungsunternehmen Roland Berger wurden den ÖBB
dazu über 250 Maßnahmen empfohlen – mit einem Einsparungspotenzial von 400
Millionen Euro bis 2014. „Am Ende des Tages werden sich davon 150 Mio. Euro
ergebniswirksam niederschlagen“, rechnet Halbmayr. Teil dieses Programms
sind etwa Einsparungen von 12 Mio. Euro im IT-Bereich. Die Zusammenlegung
der Bau- und Betriebsgesellschaft soll 20 Mio. Euro bringen.
Personalabbau
Sparen muss die Bahn auch beim Personal. Derzeit
haben die ÖBB 42.000 Mitarbeiter. Jährlich gebe es rund 2.000 Abgänge, vor
allem durch Pensionierungen, sagt Halbmayr. Heuer wurden fast alle Stellen
nachbesetzt. Das soll künftig nicht mehr so sein. Die Bahn will verstärkt
auf konzerninterne Umschulungen setzen.
Keine Abwertungen
Dass heuer eine neuerliche Abwertung des
Anlagevermögens droht, schließt Halbmayr nicht aus – es sei aber
unwahrscheinlich. Zu drohenden Millionen-Steuernachforderungen für
Freifahrten der Bahnbediensteten, die Rückstellungen in der Bilanz erfordern
würden, laufen Verhandlungen mit den Behörden.