Der neue Fahrplan berücksichtigt die zahllosen Baustellen und soll mehr Pünktlichkeit gewährleisten.
Die ÖBB beenden 2009 als großes Baustellenjahr und starten als solches mit dem neuen Fahrplan auch ab 2010: Mit der derzeitigen Performance ist man nicht ganz zufrieden. Herwig Wiltberger, Vorstandsdirektor der ÖBB-Infrastruktur AG, macht daraus keinen Hehl: "Die Schnellbahnbauarbeiten waren nicht sehr erfolgreich", auch mit der Pünktlichkeit gebe es Probleme.
Zuletzt war ein Papier zu massiven Streckenabbauplänen bekannt geworden.
Ende des Südbahnhofs
Das kommende Jahr bringe mit einem
massiven Bauprogramm neue große Herausforderungen mit sich. Mit dem
Bau-Start des Wiener Hauptbahnhofes wird am 13. Dezember der Wiener
Südbahnhof Geschichte. Umfassende Fahrplanänderungen und Einsparungen auf
den Zugsverbindungen werden von diesem Vorhaben dominiert.
Bahnhof Meidling als Provisorium
Großbaustelle Bahn: Der
Knackpunkt 2010 wird der Bahnhof Wien-Meidling, der den aufgelassenen
Südbahnhof ersetzen muss. Alle Züge im Fern- und Nahverkehr haben künftig
dort Endstation. Um das bewältigen zu können, wird in kürzeren Intervallen
zugunsten zusätzlicher Züge gefahren werden. "Vier Minuten - länger darf ein
Zug künftig nicht am Bahnsteig stehen", kündigt Wiltberger an. Man habe
versucht, den Bahnhof Meidling "zu adaptieren, er bleibt aber ein
Provisorium für den Hauptbahnhof". Mit dem neuen Fahrplan werden dort
täglich 1.000 Zugsbewegungen stattfinden, bisher waren es etwa 700.
Dauerbaustelle ÖBB
Die massiven Baumaßnahmen waren schon
heuer für die Kunden deutlich spürbar - und diese halten auch in den
nächsten Jahren an. Zu den Großbaustellen im Bahn-Netz zählen 2010 neben dem
wohl größten Vorhaben - der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofes -
Umbauarbeiten am Salzburger Hauptbahnhof, ebenso in St. Pölten, Graz,
Mürzzuschlag, Leibnitz oder Zeltweg sowie der viergleisige Streckenausbau
zwischen Ybbs und Amstetten, oder zwischen Wels und Passau - um nur einige
zu nennen.
Weniger Züge
Um dem Pünktlichkeitsproblem
Herr zu werden, nimmt man weniger Verbindungen in Kauf. Im Bereich St.
Pölten, wo der Güterverkehr baustellenbedingt einiges an Verbindungen
schlucken wird, fährt man von 220 Zügen auf 195 zurück - teilweise wird
dafür ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Eine wesentliche Maßnahme, die
nicht ganz ohne Diskussionen gesetzt wurde, ist die Umleitung von
Schnellzügen aus dem Norden, die mit dem neuen Fahrplan nicht mehr über die
Stammstrecke geführt werden sollen.
Der Salzburger Hauptbahnhof wird zwecks Umbau- und Modernisierungsarbeiten teilgesperrt. 2010 werden nur drei anstatt der fünf Gleise für den Personenverkehr zur Verfügung stehen.
Länder sollen zahlen
Wegen zu geringer Auslastung wird ein
Zugpaar auf der Strecke Salzburg-Villach zurückgenommen. Der Autoreisezug
von Wien nach Feldkirch ist künftig kein Eurocity mehr, sondern nur noch ein
Intercity und wird daher 50 Minuten länger benötigen. Die Verbindung
Graz-Bregenz entfällt und wird von Graz über Salzburg umgestellt. Noch in
Verhandlung ist man mit den Ländern Oberösterreich und Steiermark über die
Verbindungen Graz-Linz. Es gebe dort zu wenig Reisende. "Wenn die Länder
nicht mitzahlen, wird eingestellt", so ÖBB-Personenverkehr-Chefin Gabriele
Lutter. Drei Züge werden zwischen Graz und Marburg gestrichen. Neben einigen
anderen Routen entfällt künftig auch die Verbindung von Wien nach Venedig,
die aber mit Bussen alternativ angeboten werden soll.
ÖBB müssen sparen
Die Einsparungen werden mit der
Verpflichtung effizient und wirtschaftlich arbeiten zu müssen, argumentiert.
"Dort wo die Länder Mehrleistungen nicht bezahlen, müssen wir Züge
zurücknehmen", sagt Lutter. Konkret trifft das etwa auf
Niederösterreich zu, während man in Tirol zusätzliche Verbindungen fährt.
Das Land Tirol wende für die Bahn finanziell etwa viermal so viel auf wie
Niederösterreich, erklärt die Personenverkehrschefin.
Einsparungen will die Bahn auch über eine Verlagerung von Gütern von der Schiene auf die Straße erzielen.
Zusätzliche Garnituren
Es gibt aber vonseiten der ÖBB auch
Positives zu vermelden: Im Raum Innsbruck gibt es Zugvermehrungen, statt 146
sollen künftig 191 Züge verkehren. Zwischen Wien und Salzburg wird man zum
Wochenende ein zusätzliches IC-Zugpaar einsetzen. In Oberösterreich kommt es
auf der Mattigtalbahn, der Almtalbahn und Pyhrnbahn zu Verdichtungen im
Zugsverkehr.
Zu oft zu spät
"Pünktlichkeit ist wichtig, sonst droht ein
Verkehrsstau", sagt Wiltberger, und das dürfte wohl zur größten
Herausforderung der ÖBB werden. "Wir haben im Fernverkehr nicht die
gewünschte Qualität, das wollen wir in den Griff bekommen." 80 Prozent
Pünktlichkeit möchte man haben, derzeit liege man im Schnitt bei 70 bis 75.
Besser ist die Quote laut ÖBB im Nahverkehr, dort liege man bei 90 Prozent.
Auch der Postbus "ist im Wandel", erklärt Christian Eder, Geschäftsführer der ÖBB Postbus GmbH. Man wolle sich künftig auf den Linienverkehr konzentrieren und "vom Gelegenheitsverkehr zurückgehen", sagte er. Anders als die Bahn finanziert sich der Bus rein aus eigenwirtschaftlichen Einnahmen. Neuerdings wolle man Verkehrskonzepte für Gemeinden anbieten, etwa den Bus mit Anrufsammeltaxis verbinden und so andere Verkehrsanbieter in das Konzept einbinden.