Zahlreiche Länder sind vom Öl-Lieferstopp betroffen. Russland und Weissrussland wollen nun verhandeln.
Wegen des Energiestreits zwischen Russland und Weißrussland sind auch die Eröllieferungen in die Slowakei unterbrochen worden. Seit dem Abend fließe kein russisches Öl mehr durch das südliche Netz der Pipeline "Druschba" (Freundschaft), sagte der Sprecher des slowakischen Wirtschaftsministeriums, Brano Zvara. Auch Tschechien bereitete sich auf eine Unterbrechung der Öllieferungen vor, wie Industrieminister Martin Riman im Fernsehsender Nova ankündigte.
In dem Streit hatte Weißrussland zuvor bereits alle russischen Erdöllieferungen über seine Pipeline nach Deutschland, Polen und in die Ukraine gestoppt. Auch Ungarn rechnete mit einem Lieferstopp.
Verhandlungen angekündigt
Russland und Weißrusslandwollen am heutigen Dienstag über eine Beilegung ihres Energiekonflikts verhandeln. Der weißrussische Vize-Regierungschef Andrej Kobjakow flog am Morgen nach Moskau, wie das Außenministerium in Minsk mitteilte. Von der am Wochenende verhängten Ölblockade sind auch Deutschland und andere EU-Staaten betroffen. Der weißrussische Regierungschef Sergej Sidorski wird am Mittwoch in Moskau erwartet.
Kostenstreit
Auslöser für den Streit zwischen den Ex-Sowjetrepubliken ist die Entscheidung Moskaus, die Subventionierung des bisherigen Verbündeten Weißrussland durch billige Gas- und Ölexporte zu beenden. Der vom Kreml kontrollierte Pipelinemonopolist Transneft stoppte nach eigenen Angaben am Wochenende die für den Westen bestimmten Rohölexporte. Als Begründung sagte der Transneft-Vize Sergej Grigorjew, Weißrussland verlange eine illegale Durchleitungsgebühr und verstoße damit gegen geltende Transitregeln.
Entgegen erster Äußerungen hob die weißrussische Seite im Ölstreit hervor, von sich aus keine Maßnahmen zur Blockade des Öltransits eingeleitet zu haben. Es gebe offenbar Missverständnisse mit Russland, die man so schnell wie möglich ausräumen müsse, teilte der weißrussische Staatskonzern Belneftechim mit.
Deutschland betroffen
Deutschland deckt rund ein Fünftel seines Ölbedarfs durch Importe über den nördlichen Zweig der "Druschba"-Pipeline, das deutsche Wirtschaftsministerium geht jedoch davon aus, dass die vorhandenen Reserven und andere Importe ausreichen werden, den Bedarf zu decken.
OMV ist nicht betroffen
Die OMV ist nach eigenen Angaben von den Lieferkürzungen "null betroffen", wie ein Sprecher auf APA-Anfrage erklärte. "Unsere Raffinerien werden ausschließlich über die TAL (Trans Alpine Pipeline, Anm.) über Triest versorgt", sagte OMV-Sprecher Thomas Huemer. Die OMV besitzt in Deutschland die Raffinerie Burghausen zu 100 Prozent und ist mit 45 Prozent am Raffinerieverbund Bayernoil beteiligt.
Ölpreis steigt kräftig an
Die Ölpreise sind nach der Schließung kräftig nach oben geschnellt. Der Preis der wichtigsten Nordee-Rohölsorte Brent zog bis zum Nachmittag um 92 Cent auf 56,56 Dollar (43,23 Euro) an. Zwischenzeitlich war er um mehr als einen Dollar gestiegen. In den vergangenen Tagen war der Ölpreis um mehr als vier Dollar gesunken.
Aus dem Büro von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs hieß es, Polen habe strategische Ölvorräte für mehr als 70 Tage. In Deutschland würden die entsprechenden Reserven für 130 Tage ausreichen. "Es gibt kurzfristig kein unmittelbares Risiko einer Unterbrechung der Ölversorgung", sagte ein Sprecher von Piebalgs.
Russland zweitgrößter Öl-Exporteur der Welt
Russland ist mit rund 1,8 Mio. Barrel pro Tag der zweitgrößte Öl-Exporteur der Welt. Die "Druschba"-Pipeline (auf Deutsch "Freundschaft") ist eine der längsten der Welt. Deutschland importierte 2005 insgesamt 112,2 Millionen Tonnen Rohöl.
Davon kamen 38,3 Millionen Tonnen aus Russland, von denen wiederum 23,4 Millionen Tonnen über die weißrussische Pipeline Druschba flossen.