Geld

Österreich droht der Staatsbankrott

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Schock für die Republik: Österreich steht in Europa nach Island und Irland auf Platz 3 der vom Staatsbankrott gefährdeten Staaten - das sagt Nobelpreisträger Paul Krugman.

US-Wirtschaftsguru und Nobelpreisträger Paul Krugman (56) ist ein Mann klarer Worte. Und die findet er jetzt auch zur Position Österreichs in der ökonomischen Megakrise. "Die Lage dort ist beängstigend", sagte Krugman in New York zu ÖSTERREICH: "Das Land ist für mich ein Kandidat für einen möglichen Staatsbankrott."

Ost-Kredite
Der Grund für Krugmans Warnung: Unsere Banken haben in Osteuropa Kredite im Ausmaß von über 60 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) offen. Mit 19, 5 % hat Österreich EU-weit den höchsten Anteil an Kreditgeschäften im inzwischen hochriskanten Osten (siehe Grafik). Eine tickende Zeitbombe für das kleine Österreich, hatten deutsche und US-Medien, Ratingagenturen und Finanzanalysten wiederholt gewarnt.

Aussagen vor Weltpresse
Seine brisanten Aussagen machte Krugman nun ausgerechnet vor gut 50 US-Korrespondenten aus aller Welt im voll besetzten Konferenzraum des Foreign Press Center in Midtown Manhattan. Einige Teilnehmer zeigten sich schockiert. Das Bild, das Nobelpreisträger Krugman von der Situation Österreichs zeichnet, ist in der Tat beängstigend (siehe rechts). Den Glauben, dass reiche, westliche Länder nicht pleite gehen können, "habe "Island schon widerlegt". Brisant sei die Situation auch in Irland - und Österreich ist Krugmans "dritter Kandidat" für eine mögliche Finanzkatastrophe.

Schlimmer als Asien-Krise
Die Situation im Osten sei noch schlimmer die Asien-Finanzkrise 1997, die damals die Weltwirtschaft schwer erschütterte. Die Vergleichbarkeit sei frappant, so Krugman: "Was in Osteuropa heute passiert, ist fast eine Wiederholung der Probleme in Asien." Vor allem: Heute wie damals konnten die Staaten die Bindung zu starken Währungen - damals US-Dollar, heute Euro - nicht mehr aufrecht erhalten - Landeswährungen purzelten.

Plötzliche Katastrophen
Ein möglicher Aufschwung nach der Rezession könnte durch plötzliche Katastrophen "wie einen Bankrott Österreichs" torpediert werden, sagte Krugman. Trotz optimistischer Töne von US-Präsident Barack Obama und einem US-Aktienanstieg um 20 % bleibt der Wirtschaftsprofessor dabei: Amerika, aber vor allem Europa, stelle viel zu wenig Geld zum Ankurbeln der Wirtschaft bereit.

Nowotny widerspricht
Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied, widersprach der von Krugman skizzierten Gefahr eines Staatsbankrotts gestern entschieden. Die Bonität des Staates und der österreichischen Banken stehe außer Zweifel. "Es existiert kein Risiko, das nicht mit den bereits getroffenen Maßnahmen verkraftbar wäre", erklärte Nowotny.

Im Wortlaut: Paul Krugman zu Österreich
Mit provokanten Thesen zeichnete Nobelpreisträger Krugman jetzt ein sehr düsteres Bild der Krise. Seine stärksten Aussagen:

Krugman über die Lage in Österreich
Mit so großen Investments in einer Region, die derart in Schwierigkeiten ist - wo die Situation als wirklich hässlich beschrieben werden muss - kann ich die Lage für Österreich nur als beängstigend bezeichnen. Dass wohlhabende Länder nicht pleite gehen können, das hat ja bereits Island - obwohl ein recht kleiner Staat - widerlegt. Die Pleite kann auch hoch entwickelten Ländern passieren! Nach Island kommt auf meiner Liste Irland - wegen seiner Verwicklung in die internationalen Finanzmärkte. Und Österreich wäre für mich der dritte Kandidat in dieser Liga! Es ist Osteuropa, einer Region mit sehr ernsten Problemen, übermäßig ausgesetzt. Ich hoffe, dass der Internationale Währungsfonds ausreichende Polster bereitstellt, damit es für Österreich nicht ganz schlimm wird.

...über Rezepte gegen die Krise
Es müssen alle Register gezogen werden, um zu verhindern, dass sich das nicht in eine "Große Depression" auswächst: Aggressive Schritte zur Stimulierung der Finanzmärkte, Ausweitung staatlicher Kreditrahmen, Konjunkturpakete. Doch es fehlt uns immer noch ein perfektes Rezept zur Überwindung einer Krise von derartigem Ausmaß.

... über den Streit der USA mit Europa um Konjunkturpakete
Die USA haben recht, Europa unrecht! Nur Staatsausgaben können die Wirtschaft retten - Zögern und Angst vor dem Schuldenmachen sind fehl am Platz. Ich kritisiere die Obama-Regierung, da sie zu wenig macht. Viele Schritte sind zu halbherzig und erinnern an das Japan während dessen "verlorenen Jahrzehnts". Damals hatten die USA entschiedenes Eingreifen gefordert, genau das, was sie jetzt ablehnen.

H. Bauernebel, Report aus New York

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