Nobelpreisträger
Österreich droht der Staatsbankrott
14.04.2009
Schock für die Republik: Österreich steht in Europa nach Island und Irland auf Platz 3 der vom Staatsbankrott gefährdeten Staaten - das sagt Nobelpreisträger Paul Krugman.
US-Wirtschaftsguru und Nobelpreisträger Paul Krugman (56) ist ein Mann klarer Worte. Und die findet er jetzt auch zur Position Österreichs in der ökonomischen Megakrise. "Die Lage dort ist beängstigend", sagte Krugman in New York zu ÖSTERREICH: "Das Land ist für mich ein Kandidat für einen möglichen Staatsbankrott."
Ost-Kredite
Der Grund für Krugmans Warnung: Unsere Banken haben
in Osteuropa Kredite im Ausmaß von über 60 % des Bruttoinlandsproduktes
(BIP) offen. Mit 19, 5 % hat Österreich EU-weit den höchsten Anteil an
Kreditgeschäften im inzwischen hochriskanten Osten (siehe Grafik). Eine
tickende Zeitbombe für das kleine Österreich, hatten deutsche und US-Medien,
Ratingagenturen und Finanzanalysten wiederholt gewarnt.
Aussagen vor Weltpresse
Seine brisanten Aussagen machte Krugman
nun ausgerechnet vor gut 50 US-Korrespondenten aus aller Welt im voll
besetzten Konferenzraum des Foreign Press Center in Midtown Manhattan.
Einige Teilnehmer zeigten sich schockiert. Das Bild, das Nobelpreisträger
Krugman von der Situation Österreichs zeichnet, ist in der Tat beängstigend
(siehe rechts). Den Glauben, dass reiche, westliche Länder nicht pleite
gehen können, "habe "Island schon widerlegt". Brisant
sei die Situation auch in Irland - und Österreich ist Krugmans "dritter
Kandidat" für eine mögliche Finanzkatastrophe.
Schlimmer als Asien-Krise
Die Situation im Osten sei noch
schlimmer die Asien-Finanzkrise 1997, die damals die Weltwirtschaft schwer
erschütterte. Die Vergleichbarkeit sei frappant, so Krugman: "Was
in Osteuropa heute passiert, ist fast eine Wiederholung der Probleme in
Asien." Vor allem: Heute wie damals konnten die Staaten die Bindung zu
starken Währungen - damals US-Dollar, heute Euro - nicht mehr aufrecht
erhalten - Landeswährungen purzelten.
Plötzliche Katastrophen
Ein möglicher Aufschwung nach der
Rezession könnte durch plötzliche Katastrophen "wie einen
Bankrott Österreichs" torpediert werden, sagte Krugman. Trotz
optimistischer Töne von US-Präsident Barack Obama und einem US-Aktienanstieg
um 20 % bleibt der Wirtschaftsprofessor dabei: Amerika, aber vor allem
Europa, stelle viel zu wenig Geld zum Ankurbeln der Wirtschaft bereit.
Nowotny widerspricht
Ewald Nowotny, Gouverneur der
Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied, widersprach der von
Krugman skizzierten Gefahr eines Staatsbankrotts gestern entschieden. Die
Bonität des Staates und der österreichischen Banken stehe außer Zweifel. "Es
existiert kein Risiko, das nicht mit den bereits getroffenen Maßnahmen
verkraftbar wäre", erklärte Nowotny.
Im Wortlaut: Paul Krugman zu Österreich
Krugman über die Lage in Österreich
...über Rezepte gegen die Krise
... über den Streit der USA mit Europa um Konjunkturpakete H. Bauernebel, Report aus New York |