Laut dem aktuellen Wirtschaftsbericht, der am Montag präsentiert wurde, ist Österreich wirtschaftlich gesehen der Gewinner der EU-Integration.
Österreich ist der Gewinner der Europäischen Integration, ist eine der Kernaussagen des Wirtschaftsberichts 2008, der am Montag von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S), Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) vor Wirtschaftstreibenden und Vertretern der Sozialpartner in der Wiener Börse präsentiert wurde. Infrastrukturminister Werner Feymann (S) ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen.
Strategie für Wachstum und Beschäftigung
Das Herzstück
der österreichischen Wirtschaftspolitik ist die Lissabonner Strategie für
Wachstum und Beschäftigung. Deren Umsetzung auf nationaler Ebene
konzentriert sich auf Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen, Arbeitsmarkt
und Beschäftigungspolitik, heißt es in dem 246 Seiten starken Bericht.
"Österreich ist ein verlässlicher Partner in der EU", betonte Vizekanzler
Molterer. Österreich sei der Gewinner von der Erweiterung und der
Globalisierung. Die heimischen Unternehmen haben "wie niemand sonst auf der
Welt" diese Chancen ergriffen. Darüber hinaus wurden notwendige
Strukturreformen auf Druck der EU durchgeführt. "Der Druck von außen hat uns
gut getan", so Molterer. Auch Bundeskanzler Gusenbauer betonte, dass
Österreich vom EU-Beitritt und der Erweiterung profitiert habe.
Günstige Arbeitsmarktlage
Wirtschaftspolitisches Handeln
soll Arbeitsplätze schaffen, betonte Wirtschaftsminister Bartenstein. Er
verwies auf die günstige Arbeitsmarktlage in Österreich. Die
Beschäftigungsquote liege bereits über 71 Prozent. Vor allem sei es
gelungen, die Beschäftigung der 55-64-Jährigen von 30 auf 40 Prozent zu
steigern. Damit nähere man sich dem europäischen Mittelfeld, so der
Minister. "Daher, kein Rückfall in die Frühpensionen". Facharbeitermangel
sei ein internationales Problem. Er appelliere daher an die Wirtschaft mehr
auszubilden. Besonderes Augenmerk werde auch auf die Anhebung der
Frauenbeschäftigung gelegt.
Thema Inflationsbekämpfung
Das Thema der
Inflationsbekämpfung ist aus wirtschafts- und sozialpolitischer Sicht eine
Schlüsselfrage für die Bundesregierung. Die Inflation sei auf weiten
Schritten international gemacht, betonte Bartenstein. Ein Drittel entfalle
auf den steigenden Ölpreis und rund ein Viertel auf Nahrungsmittel. Daher
seien auch internationale Maßnahmen vordringlich. Österreich habe in der EU
eine Initiative zur Eindämmung der Spekulation auf Nahrungsmittel und Öl
gestartet. Auf nationaler Ebene wurden im Ministerrat im März 2008 sowohl
Maßnahmen vereinbart, die die Inflation an der Wurzel bekämpfen, als auch
Maßnahmen, die die Auswirkungen der Inflation für besonders betroffene
Gruppen abschwächen sollen.
Vor der Börse demonstrierten mit Transparenten Vertreter der sozialistischen Gewerkschaft FSG, die ihre Kampagne "Lohnsteuer senken" startete.
Leitl verlangt Konjunkturpaket
Der Präsident der
Wirtschaftskammer (WKÖ), Christoph Leitl, verlangt von der Bundesregierung
ein Konjunkturpaket. Österreichs Wirtschaft gehe es besser als der in den
meisten anderen europäischen Ländern. Und Österreich sei auch ein
Hauptgewinner der europäischen Integration und der EU-Erweiterung. Man
müssen aber schon jetzt Vorsorge gegen ein rückläufiges Wirtschaftswachstum
treffen. Für 2009 zeigen alle Wachstumsindikatoren nach unten. Im kommenden
Jahr soll das Wachstum nur rund 1,5 Prozent betragen, was statt 50.000 nur
10.000 neue Jobs und erstmals seit Jahren wieder einen Anstieg der
Arbeitslosigkeit bedeute, so Leitl.
Gerade jetzt, so Leitl, sei die Regierung aufgerufen, alle notwendigen Maßnahmen einzuleiten, um den Erfolgskurs Österreichs in den vergangenen Jahren bei Wachstum und Beschäftigung weiter fortzusetzen. "Motto: Statt Neuwahlspekulationen Arbeitsplätze und Wohlstand der Österreicherinnen und Österreicher sichern".