Weltweit melden die Börsen Verluste. In Wien gingen seit Mitte Juli 15 Mrd. Euro verloren. Gut zwei Millionen Österreicher bangen jetzt um ihre Zusatzpension.
Der Bär, das Symbol für fallende Aktien, hat die Börsen im Würgegriff. Auch am Donnerstag verzeichneten alle Aktien-Indizes wieder kräftige Verluste. Nachdem der US-Index Dow Jones um 1,29 Prozent tiefer bei 12.861 Zählern geschlossen hatte, rauschten die asiatischen Börsen in den Keller.
ATX im freien Fall
In der Folge verbuchten auch die europäischen
Börsen teils massive Kursverluste. Der heimische ATX brach um mehr als vier
Prozent ein. Der Frankfurter DAX rutschte unter die 7.300-Punkte-Marke. Seit
den Höchstständen Mitte Juli wurden an der Wiener Börse 15 Milliarden Euro
vernichtet, im deutschen DAX waren es 66 Milliarden. "Wir befinden uns auf
einem schmalen Grat zwischen Himmel und Hölle", beschrieb ein Börsenhändler
die Situation.
Zittern um die Pension
Locker über zwei Millionen Österreicher
beginnen jetzt, um ihre Zusatzpensionen zu fürchten. Es gibt hierzulande
alleine 1,85 Millionen Verträge für fondsgebundene Lebensversicherungen.
Rund eine Million hat eine staatlich geförderte Zukunftsvorsorge
abgeschlossen. In beiden Fällen ist die Auszahlung (einmalig oder als
Pension) von der Performance an den Börsen abhängig.
Das gilt auch für Firmenrenten, die über eine Pensionskasse laufen, oder für die Abfertigungskassen. Allerdings: Einbrüche gibt es an den Börsen immer wieder. Eine einzelne Schwächephase hat, auch wenn sie Wochen dauert, keinen Einfluss auf die Rendite von Produkten, die üblicherweise über zehn bis zwanzig Jahre laufen.
USA: Neue Opfer
Ausgangspunkt der neuerlichen Kursgewitter war
wieder der US-Hypothekenmarkt. Spekulationen über Finanzprobleme der größten
US-Hypothekenbank Countrywide Financial lösten panikartige Verkäufe aus.
Auch der Immobilienfonds KKR Financial Holdings schlug rund die Hälfte
seiner Hypothekenkredite mit Millionenverlusten los. Experten sprechen von
einer "zweiten Welle der Krise", weil viele Fonds Aktien verkaufen müssen,
um flüssig zu bleiben. Das zieht die Kurse weiter nach unten.
Monika Rosen, Chefanalystin der BA-CA, sieht noch eine Gefahr: "Wenn der aktuelle Hurrikan Dean dreht und im Golf von Mexiko ein paar Bohrplattformen mitnimmt, treibt das den Ölpreis in die Höhe - und die Aktien weiter in den Keller."
Ende in Sicht
An eine dauerhafte globale Krise wollen aber die
wenigsten Spezialisten glauben: "Wir reden nach wie vor von Korrektur - und
nicht von Crash", sagt Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck. Und: "Es könnte
schon im August wieder nach oben gehen." Nach wie vor weisen die für
Österreich wichtigen osteuropäischen Märkte Wachstum auf. Mostböck: "Vorher
sind die Kurse übertrieben in die Höhe geschossen, jetzt ist es eben
andersherum."