Die Tage der AUA an der Börse sind gezählt.
Vor allem mit Blick auf die laufenden Prozesse mit dem Investor Al Jaber wollten Kleinaktionäre der Austrian Airlines (AUA) am Dienstag in der Hauptversammlung wissen, ob es mit dem geschassten einstigen Vorstandschef Alfred Ötsch einen Generalvergleich gebe, der Haftungen ausschließe. Ohne ins Detail zu gehen, meinte Aufsichtsratschef Peter Michaelis, dass das Aktiengesetz vorsehe, dass eine Gesellschaft gegenüber Vorständen auf Schadenersatz nur dann verzichten könnte, wenn die Hauptversammlung dem zustimmt. Es gebe deshalb keinen Verzicht auf Schadenersatzansprüche. "Sollten sich Anhaltspunkte für Haftungen ergeben, stehen der Gesellschaft rechtlich alle Möglichkeiten offen", sagte Michaelis vor der HV.
Saudischer Investor fühlt sich getäuscht
Der
saudisch-österreichische Investor Mohammed Al Jaber fühlte sich, wie er
mehrfach beklagt hat, von Ex-AUA-Chef Ötsch getäuscht. Ötsch hatte erklärt,
die AUA sei saniert, dann musste ein riesiger Quartalsverlust gemeldet
werden und Al Jaber sprang ab. Der Investor und die Airline prozessieren
gegeneinander.
Michaelis widerspricht
AUA-Präsident Michaelis erklärte bei der
Hauptversammlung, "es hat weder eine Täuschung durch Ötsch noch durch
den Gesamtvorstand statt gefunden." Die wirtschaftliche Entwicklung des
Jahres 2008 sei im ersten Quartal in keiner Weise absehbar gewesen. "Die
AUA hat Al Jaber zu keinem Zeitpunkt getäuscht, das wird der Ausgang des
Verfahrens zeigen."
AUA verschwindet von der Börse |
Ötsch-Abfertigung "obzön"
An Ötschs
Abfertigung stieß sich der Kleinanleger Rupert Heinrich Staller. Wenn man
als Aufsichtsrat einen Versager wie Ötsch so gehen lasse, mache man sich zum
Mittäter. "Ich halte diese Abfertigung nicht nur für nicht
legitim, ich halte sie für obszön."
Unglaubliche Ausgaben
Ein Thema waren in dem Licht auch die
Ausgaben für Berater. Die Beratungskosten sind von 2007 auf 2008 von 11,7
auf 16,5 Mio. Euro angestiegen. Rund 4,7 Millionen davon flossen für
Rechtsanwälte und Honorare, zumal laut Vorstand "einige schwierige
und kostenintensive Rechtsverfahren" zu führen seien. Rund 3,8 Mio.
Euro flossen an Gerichtskosten ein, vor allem in die Verfahren mit Al Jaber
(bisher rund 2 Millionen). Wie teuer der Al-Jaber-Prozess noch wird, konnte
nicht beziffert werden, hängt auch davon ab, ob der Streit bis zum Obersten
Gerichtshof geht oder ob vorher ein Vergleich zustande kommt.
Wie ÖSTERREICH berichtete, machte die Airline im Vorjahr einen Rekordverlust von 430 Mio. Euro, inklusive Jänner 2009 wurde mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgefressen, weshalb die HV vorverlegt werden musste.