EU-Bauern
"Ohne Genmais wird Futtermittel knapp"
21.08.2009
Nulltoleranz bei Gen-Mais könnte der EU Futtermittelknappheit bringen.
Die Nulltoleranz für in der EU noch nicht genehmigte gentechnisch veränderte Maissorten könnte zu einer Futtermittelknappheit in der Europäischen Union führen. In einem Brief an die EU-Kommission warnten zuletzt Dachverbände der Europäischen Landwirte und Agrargenossenschaften, nachdem in diesem Jahr bereits mehrmals Lieferungen von tausenden Tonnen Sojaschrot aus den USA in die EU zurückgewiesen wurden, weil Spuren des in der Union nicht zugelassenen Genmais MON88017 enthalten waren.
Problem
In EU-Kreisen hieß es dazu, das Problem sei schon
mehrfach diskutiert worden, Anfang des Sommers hätten sich aber lediglich
drei Mitgliedsstaaten dafür interessiert und das sei zu wenig. Um welche
Staaten es sich dabei handelte, wurde nicht gesagt.
Grenzwert
Seitens der Kommission würde zur Einführung eines
Grenzwertes anstelle der Nulltoleranz - im Gespräch sind statt 0,0 Prozent
eine Tolerierung von 0,1 bis 0,3 Prozent - sofort ein offizieller Vorschlag
kommen, wenn dies der Europäische Rat wünsche. Bisher sei aber in diesem
Bereich keine qualifizierte Mehrheit gefunden worden, weder für die
Nulltoleranz-Aufweichung noch für die Zulassung anderer gentechnisch
veränderter Maissorten. Das Thema werde jedenfalls beim informellen
Agrarministerrat im September in Schweden auf der Tagesordnung stehen.
Sollte dabei eine Änderung der bisherigen Linie gewünscht werden, könnte im
Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette am 29. September ein Vorschlag
vorgelegt werden. Und dann könnte innerhalb weniger Wochen rasch eine
Umsetzung erfolgen.
Ablehnung
Das generelle Problem liege aber in der grundsätzlichen
Ablehnung der Gentechnik in zahlreichen EU-Ländern. Eine Änderung könnte
sich ergeben, wenn Bauern aus Protest gegen Futtermittelmangel auf die
Straße gehen. Es handle sich hier um einen schwierigen Balanceakt. Derzeit
würden riesige Ladungen mit Sojafuttermittel zurückgewiesen, wenn auch nur
Staub von gentechnisch veränderten Sojaprodukten nachgewiesen wurde. Dieser
Staub müsse de facto gar nicht von der Lieferung selbst stammen, sondern
kann auch durch den Wind übertragen worden sein. Wenn nun ein Exportland
zwei Mal versuche, in die EU zu exportieren und zurückgewiesen wurde, dann
sei die Europäische Union als Markt für diesen Exporteur gestorben, denn der
bekomme sein Geld nicht, habe riesige Administrationskosten und einen
Imageschaden. Diese Produzenten würden sich schlicht und einfach weigern, in
die EU zu liefern, weil diese keine Garantie für die Abnahme gebe, lautet
die Warnung in EU-Kreisen.
Die Gentechnik-Gegner wiederum - zu denen auch Österreich gehört - wiederum warnen vor einer Aufweichung der Nulltoleranz, weil dies eine Art Zulassung der Gentechnik durch die Hintertür wäre.