Oligarch in Not

Oleg Deripaska geht das Geld aus

22.10.2008

Unter der Finanzkrise bröckelt sein Imperium. Sein Magna-Anteil ist weg, bei der Strabag half ihm Raiffeisen. Jetzt gibt’s neue Probleme.

Zur Vollversion des Artikels
© Christian Müller/TZ ÖSTERREICH
Zur Vollversion des Artikels

Für Russlands reichsten Oligarchen Oleg Deripaska - das US-Magazin Forbes schätzte sein Vermögen im April 2008 auf 28,6 Mrd. Dollar - wird es geschäftlich richtig eng. Seine Anteile an Frank Stronachs Autozulieferer Magna und dem deutschen Baukonzern Hochtief musste er vor Kurzem notverkaufen, zur Rettung seiner Strabag-Beteiligung griff ihm Raiffeisen letzte Woche mit einem 460 Mio. Euro Kredit unter die Arme. Ansonsten hätte ihm die Deutsche Bank seine als Kreditbesicherung hinterlegten Strabag-Aktien weggenommen.

2 Mrd. Ende Oktober fällig
Ähnliches droht dem russischen Milliardär nun bei seiner wichtigsten Beteiligung, dem weltgrößten Metallproduzenten Norilsk Nickel. Für den Kauf seines 25-Prozent-Anteils an dem Unternehmen hatte Deripaska einen Kredit über 4,5 Mrd. Dollar bei westlichen Banken (darunter BNP Paribas, Crédit Suisse, Royal Bank of Scotland) aufgenommen. Zwei Milliarden muss Deripaska bis Ende Oktober zurückzahlen – sonst droht ihm der Verlust der Norilsk-Nickel-Aktien.

Der Russe hatte um Stundung der Rückzahlung angesucht, angesichts der Finanzkrise sind die Banken jedoch skeptisch. Der Wert des Norilsk-Nickel-Pakets ist im Zuge des Börsenabsturzes seit Mai von 14,3 Mrd. auf 3,25 Mrd. Dollar geschrumpft.

Deripaska entthront?
Russlands Oligarchen haben durch die Börsenkrise massiv verloren. Noch im Mai hatten die 100 reichsten Russen insgesamt ein Vermögen von 522 Mrd. Dollar – jetzt sind es 230 Mrd. weniger. Laut der polnische Zeitung Wprost hat sich auch das Vermögen Deripaskas inzwischen halbiert – er wäre damit als reichster Russe entthront. Die Nummer 1 des russischen Geldadels wäre demnach jetzt Sulejman Kerimow, der Anteile an der Gazprom und der Sberbank besitzt.

Britische Spendenaffäre
Troubles hat Deripaska derzeit auch wegen einer angeblichen Spende über 50.000 Pfund an die konservative Partei Großbritanniens. Deripaska hat einen Wohnsitz in London. Zuwendungen von in Großbritannien lebenden Ausländern an politische Parteien sind aber nach britischem Recht illegal. In den USA laufen außerdem Ermittlungen gegen Deripaska wegen Mafia-Verbindungen. Er hat diese Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel