OMV-Chef Rutterstorfer denkt nicht an einen Verkauf der MOL-Anteile. Die Entscheidung über eine Fusion werde zudem in Brüssel fallen.
Auch nach der Hauptversammlung bei der MOL am Mittwoch, die für ihren größten Aktionär OMV keineswegs erfreulich verlief, will OMV-Chef Ruttenstorfer an seinem Ziel, den ungarischen Öl- und Gaskonzern zu übernehmen, unbeirrt festhalten. Die Andeutung von MOL-CEO György Mosonyi, wonach die OMV nun frustriert aufgeben und ihre MOL-Anteile auf den Markt werfen könnte, weist Ruttenstorfer entschieden zurück: "Wir haben nicht die Absicht, unsere 20 Prozent, die wir an der MOL halten, zu verkaufen."
Entscheidung wird in Brüssel fallen
"Wir haben immer gesagt,
dass es zwei bis drei Jahre dauern wird", relativierte Ruttenstorfer den
gestrigen Rückschlag, der ja nicht überraschend gekommen sei. "Was gestern
passiert ist war das, was wir erwartet hatten. Das Management hat Vermögen
der MOL verwendet, um seine Position zu stärken", sagte der
OMV-Generaldirektor heute bei einer Pressekonferenz in Schwechat anlässlich
des 50-Jahre-Jubiläums der dortigen OMV-Raffinerie. Die Entscheidung über
ein Zusammengehen von OMV und MOL werde in Brüssel fallen - "sowohl, was
mögliche Auflagen betrifft, als auch über die Rechtmäßigkeit der
Verteidigungsstrategie der MOL".
"Schwechat bleibt OMV"
Zum wiederholt geäußerten
Argument der MOL, dass die EU-Kommission als Bedingung für eine Fusion von
OMV und MOL die Abgabe von Raffineriekapazitäten verlangen würde und daher
die OMV-Raffinerie wegen ihrer vergleichsweise geringen Effizienz verkauft
werden müsste, stellte Ruttenstorfer klar: "Schwechat bleibt OMV." Die
Raffinerie Schwechat sei seit 50 Jahren das Herzstück der OMV und "von
Herzstücken trennt man sich nicht". Richtig sei, dass es Auflagen geben
könnte und dass man dann Tankstellen oder Raffineriekapazitäten abgeben
müsste - dies könnte jedoch etwa in Form von Auftragsproduktion oder
Hereinname von Beteiligungen erfolgen.
Die Raffinerie Schwechat gehöre in Europa zu den zehn größten und modernsten Binnenraffinerien und sei der fünftgrößte Petrochemie-Standort, sagte OMV-Vizechef Gerhard Roiss. Das Raffineriegelände inklusive dem dazugehörenden Tanklager Lobau sei mit einer Gesamtfläche von 2,4 Quadratkilometern "größer als das Fürstentum Monaco", ziehen die Verantwortlichen einen stolzen Vergleich.
Mitarbeiterstand seit 1992 halbiert
Richtig sei, dass die
Raffinerien in Osteuropa durchwegs effizienter seien, räumte Roiss ein. Das
liege aber nur daran, dass sie direkt mit den russischen Öl-Pipelines
verbunden seien. "Das ist ein Kostenvorteil von zwei bis drei Dollar je
Barrel", so Roiss.
Die Rohölverarbeitungskapazität in Schwechat liegt bei 9,6 Millionen Tonnen pro Jahr - die "peak production" wurde bereits 1979 mit 10,5 Mio. Tonnen erreicht. Derzeit sind in Schwechat rund 750 Mitarbeiter beschäftigt - somit wurde der Mitarbeiterstand seit 1992 beinahe halbiert. 13 Prozent des verarbeiteten Rohöls stammen aus Österreich, daneben wird Öl aus 15 Ländern importiert, vor allem aus Kasachstan (21 Prozent des Gesamtbedarfs) und Libyen (15 Prozent).
Das importierte Rohöl wird von Triest über die Transalpine Pipeline (TAL) und die Adria-Wien-Pipeline (AWP) nach Schwechat gepumpt und braucht für die Strecke exakt 3,75 Tage, etwa so lange, wie man zu Fuß unterwegs wäre, rechnete Roiss vor.