Der Grund: Die EU-Kommission hat für die Fusion der Österreicher mit den Ungarn zuviele Bedingungen gestellt. Die Aktien legen zu.
Die geplante milliardenschwere Übernahme des ungarischen Energiekonzerns MOL durch die börsenotierte österreichische OMV ist geplatzt: Die OMV hat Mittwochfrüh mitgeteilt, dass sie die Anmeldung der Fusion bei der EU-Kommission zurückzieht. Die Übernahme ist an den Bedingungen der EU-Kommission gescheitert.
OMV-Aktien legen zu
Die Ankündigung der OMV hat die Aktien der
heimischen OMV beflügelt und den Kurs deutlich steigen lassen. Zusätzlich
wurden am Mittwoch die Ergebnisse für die erste Jahreshälfte 2008 vorgelegt.
"Die geplante MOL-Übernahme hat den Kurs der Aktie seit längerem belastet.
In Anbetracht der Einstellung der MOL-Übernahme geraten die guten
Halbjahresergebnisse in den Hintergrund", so der Kommentar eines Händlers.
Die österreichische Mineralölgesellschaft hat seit Monaten versucht, sich die MOL mit ihrem Tankstellennetz einzuverleiben.
Keine genauen Angaben aus Brüssel
Die EU-Kommission
bestätigte das Scheitern des Deals und die strenge Prüfung. An welchen
Auflagen der Deal konkret gescheitert sei, wollte der Sprecher nicht
ausführen. Durch die Übernahme der MOL wären jedenfalls die einzigen beiden
integrierten Öl- und Gaskonzerne in Österreich, Ungarn und der Slowakei
zusammengeführt und damit auch die einzigen drei Raffinerien dieser Ländern,
sagte er. Laut früheren Informationen soll die Kommission den Verkauf einer
Raffinerie verlangt haben.
OMV-Rekordgewinn wegen Ölpreis
In ihrer Halbjahresbilanz
steigt die OMV allerdings derzeit sehr gut aus. Der Nettogewinn fällt weit
höher aus, als von Analysten erwartet. Der Grund dafür: der hohe Ölpreis. Lesen
Sie hier mehr dazu.
Nicht rentabel
"Unter den gegebenen Umständen wäre es mit
den wirtschaftlichen und strategischen Grundprinzipien von OMV unvereinbar,
den Zusammenschluss mit MOL weiter zu verfolgen", so die Österreicher.
Die EU-Kommission hat die "Abhilfemaßnahmen" für die Fusion
für unzureichend gehalten. Mehr will die OMV aber nicht anbieten.
Alles retour
Daher hat der Vorstand entschieden, die vom
Ölkonzern am 25. September 2007 bekannt gegebene Absicht, den MOL-Aktionären
ein Angebot in Höhe von 32.000 Forint (derzeit 136,1 Euro) pro Aktie zu
unterbreiten, nicht weiter zu verfolgen, und die am 31. Januar 2008 bei der
Europäischen Kommission eingereichte Fusionskontrollanmeldung
zurückzunehmen.
Tankstellen und Raffinerien
Zusätzlich zum Tankstellen-Verkauf
in mehreren Ländern hatte die OMV der EU ein
Gemeinschaftsraffinerie-Cost-Center-Modell vorgeschlagen, um die Bedenken
Brüssels wegen einer Konzentration von Raffineriekapazitäten zu
berücksichtigen. Dem Verbund sollten die Raffinerien Schwechat und Slovnaft
und ein unabhängiger Dritter angehören.
20,2-prozentiger Anteil bleibt
Ihren derzeitigen Anteil an der
MOL von 20,2 Prozent will die OMV vorerst nicht veräußern. "Wir haben nicht
vor, unseren Anteil sofort zu verkaufen, sondern durchaus abzuwarten", so
OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer auf Bloomberg-TV.