Der Chef von GM spricht wieder von 9.000 bis 10.000 Kündigungen.
Der US-Autobauer General Motors will in den kommenden zwei Wochen über das Schicksal des Opel-Standortes Antwerpen entscheiden. Das teilte Opel am Dienstag nach einem Treffen des neuen Chefs von GM Europe, Nick Reilly, mit Vertretern der flämischen Regionalregierung am Vorabend mit. Zeitnah werde dann auch über die übrigen Opel-Standorte entschieden, sagte ein Opel-Sprecher.
Chronologie des geplatzten Opel-Verkaufs
Diskussion um Staatshilfen
Unterdessen hat EU-Industriekommissar
Günter Verheugen im Streit um mögliche Staatshilfen für die Rettung des
Autobauers zu einem Opel-Gipfel nach Brüssel geladen. An dem Treffen am
kommenden Montag sollten alle Wirtschaftsminister der EU-Länder sowie
Manager der Opel-Mutter GM teilnehmen, berichtet die "Rheinische Post" . Ein
Sprecher von Verheugen bestätigte den Bericht.
Für die Vergabe des Opel-Brückenkredits an General Motors bekommen Bund und Länder unterdessen Zinsen in Millionenhöhe. Für das abgerufene Geld - in der Spitze waren es 1,1 Milliarden Euro - musste GM laut Vertrag 26,8 Millionen Euro bezahlen. Ein entsprechender Bericht der "WAZ"-Gruppe wurde am Dienstag aus Düsseldorfer Regierungskreisen bestätigt. Aus Verhandlungskreisen hieß es allerdings, der Betrag könne etwas geringer ausfallen, weil GM Gelder schneller als vereinbart zurückgezahlt habe.
Überkapazitäten abbauen
Reilly betonte erneut die
Notwendigkeit, die Überkapazitäten von Opel in Europa abzubauen. Dies zu
verschieben, helfe niemandem. Innerhalb der nächsten zwei Wochen werde es
eine "transparente und begründete Entscheidung" geben. Nähere Details wurden
nicht genannt. Reilly betonte lediglich, Antwerpen sei "ein gutes Werk". In
einer Pressekonferenz in London sprach er davon, dass GM in Europa 9.000
bis 10.000 Stellen streichen könnte und die Produktion um 20 bis 25
Prozent kürzen müsse. Das sei Teil des 3,3 Mrd. Euro schweren
Restrukturierungsplans. Es könnte dabei auch ein Werk geschlossen werden,
Details seien aber noch nicht entschieden.
Die Entscheidung von GM zu den Auswirkungen der Sparpläne auf einzelne Standorte wird aber voraussichtlich nicht endgültig sein. GM-Chef Fritz Henderson hatte vergangene Woche angekündigt, dass der US-Autobauer seinen Restrukturierungsplan mit den Betriebsräten abstimmen wird: Ähnlich wie der abgewiesene Investor Magna hofft GM auf einen Beitrag der Belegschaft.
Offene, direkte Gespräche
Dem flämischen Ministerpräsidenten
Kris Peeters zufolge verlief das gut halbstündige Gespräch "sehr offen und
direkt". "In den nächsten Tagen, spätestens aber in zwei Wochen wird es eine
Entscheidung geben", sagte Peeters. Er habe einen auf wirtschaftliche
Kriterien gestützten Beschluss gefordert. In diesem Fall habe Antwerpen gute
Chancen. Die versprochenen Staatshilfen über 500 Millionen Euro lägen noch
auf dem Tisch. Es könne sich aber nicht um einen Blankoscheck handeln.
Belgien war eines der EU-Länder, die wegen der von der deutschen Regierung geplanten und zuletzt geplatzten Übernahme der europäischen GM-Töchter durch den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und die russische Sberbank bei der EU-Kommission intervenierten. Sie befürchteten, Berlins versprochene Milliarden-Staatshilfen könnten zu Lasten anderer europäischer Werke an den Erhalt deutscher Standorte geknüpft sein.