Zustimmung
Opel-Rettungspaket nahm letzte Hürden
31.05.2009
Die Bürgschaften der deutschen Bundesländer sind unter Dach und Fach. Kritik kommt vom deutschen Wirtschaftsminister zu Guttenberg.
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat nach der Opel-Einigung scharfe Kritik an SPD-Chef Franz Müntefering geübt. Müntefering und andere, "die schon vor Wochen behaupteten, die Lösung zu kennen", hätten mit ihren "Heilsversprechen (...) definitiv die Verhandlungsposition von Opel unterminiert", sagte Guttenberg der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagsausgabe). Obwohl er eine andere Lösung zur Rettung von Opel bevorzugt hätte, trage er die Entscheidung der Bundesregierung mit, betonte Guttenberg.
Wettbewerbsverzerrungen
"Ich habe gesagt, dass ich bereit
bin, vernünftig am weiteren Prozess mitzuarbeiten", sagte er.
Gleichwohl werde er dabei aber "meine ordnungspolitischen Leitlinien
einbringen". So werde er darauf achten, "dass der Staat
Wettbewerbsverzerrungen so weit es geht vermeidet, wenn er Unternehmen hilft".
Es dürfe im Automobilsektor "nicht zu unmäßigen Verzerrungen"
kommen.
Guttenberg warnte, in der Opel-Einigung einen Präzedenzfall für den angeschlagenen Kaufhauskonzern Arcandor zu sehen. "Auch hier haben wir wieder einen Fall, wo ich allen Beteiligten nur raten kann, lediglich aufgrund belastbarer Kriterien zu entscheiden", sagte der CSU-Politiker zur "Passauer Neuen Presse". Das Prozedere in den zuständigen Gremien laufe. "Wer jetzt schon auf Bundesebene Unternehmen Hunderte Millionen in Aussicht stellt, ohne dass überhaupt eine erste fachliche Prüfung abgeschlossen ist, der führt einen Wahlkampf auf dem Rücken der Steuerzahler", sagte Guttenberg.
Rettungspaket nahm letze Hürden
Das
Milliarden-Rettungspaket für den angeschlagenen Autobauer Opel hat am
Sonntag die letzten Hürden genommen. Die Haushaltsausschüsse der
Bundesländer Hessen und Nordrhein-Westfalen stimmten deren Beitrag zu der
1,5 Milliarden Euro umfassenden Brückenfinanzierung des Staates für Opel zu.
Bei einem Krisentreffen im Berliner Kanzleramt war Samstag früh mit einer
komplizierten Vereinbarung der Weg für den Opel-Rettungsplan freigemacht
worden.
Das Rettungskonzept für Opel ist bei der Sondersitzung des Haushaltsausschusses im deutschen Bundestag am Sonntag trotz Bedenken auf weitgehende Zustimmung gestoßen. Eine Entscheidungsbefugnis hatte das Gremium aber nicht.
Haushaltsausschuss stimmte zu
Die anderen beiden Bundesländer
mit Opel-Standorten - Thüringen und Rheinland-Pfalz - hatten bereits vorher
den erforderlichen Kreditbürgschaften den Weg geebnet. Die mit Abstand
größte Summe von 447 Millionen Euro entfällt auf Hessen, wo in Rüsselsheim
das Stammwerk von Opel mit der höchsten Zahl von 15.600 Beschäftigten
ansässig ist. Im Haushaltsausschuss des Landtags stimmten in Wiesbaden
sowohl die Regierungsparteien CDU und FDP als auch die oppositionellen SPD
und Grünen mit Ja. Lediglich die Linke enthielt sich der Stimme. In
Nordrhein-Westfalen wurde die Landesbürgschaft in Höhe von 150 Mio. Euro für
den Autobauer gebilligt, Rheinland-Pfalz mit dem Opel-Werk in Kaiserslautern
bürgt für 100 Mio. Euro, Thüringen für rund 52 Mio. Euro.
"Perpektive für die Zukunft"
"Wir
entscheiden mit, dass ein neuer europäischer Konzern entsteht",
sagte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU). "Ich glaube,
dass es für Opel und die Mitarbeiter eine unglaubliche Chance ist".
Die hessische Landesregierung hatte das Magna-Konzept eigens noch von der
Unternehmensberatung McKinsey überprüfen lassen. Bundeskanzlerin Angela
Merkel sprach am Samstag von einer "Perspektive für die Zukunft".
Die Beschäftigten hätten diese Chance verdient, weil das GM-Missmanagement
und nicht die Beschäftigten die Schuld für die Opel-Krise hätten. "Das
ist der Beginn einer neuen Zukunft für Opel", sagte GM-
Europa-Chef Carl-Peter Forster. Opel sei "im Moment absolut gerettet".
Frage nach Arbeitsplatzabbau offen
Die Opel-Belegschaften können
demnach erstmals seit vielen Wochen wieder Hoffnung schöpfen. Allerdings
bleiben noch wichtige Fragen offen, zunächst vor allem zum Thema
Arbeitsplatzabbau. Kurz vor der für Montag erwarteten Insolvenz der
US-Mutter General Motors (GM) steht ein Rettungsplan, der dem angeschlagenen
Traditionshersteller nach 80 Jahren Zugehörigkeit zu GM das Überleben
sichern soll. Geschnürt wurde das Paket vom Bund, den vier Bundesländern mit
Opel-Werken (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Thüringen) sowie
GM, dem Investor Magna und dem US-Finanzministerium.
Opel soll nun kurzfristig aus dem GM-Verbund herausgelöst werden. GM bleibt aber mit 35 Prozent an Opel beteiligt. 20 Prozent entfallen auf den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna, 35 Prozent auf dessen russische Partner, den Autohersteller GAZ und die Sberbank. Weitere 10 Prozent übernehmen Händler und Mitarbeiter.
Magna will Standorte erhalten
Magna will alle vier deutschen
Opel-Standorte erhalten und laut Koch innerhalb von fünf Jahren rund 500
Millionen Euro "ohne irgendeine Form von Sicherheit" bei Opel
investieren. Im Gegenzug würden in den deutschen Werken "etwas
mehr als 2000 Arbeitsplätze" gestrichen, sagte Koch der "Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung". Am stärksten betroffen ist nach bisher
vorliegenden Informationen das Bochumer Werk. Nach Darstellung von
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würde die
Belegschaft dort von jetzt mehr als 5000 auf 3200 Stellen schrumpfen.
Saab akut gefährdet
Schwedens Ministerpräsident Fredrik
Reinfeldt sieht nach der Trennung von Opel vom GM-Konzern eine akute
Existenzgefährdung für den heimischen Autohersteller Saab. Durch die
alleinige Übernahme der deutschen GM-Tochter sei eine "äußerst
bedrohliche Lage" für die Opel-Schwestermarke Saab entstanden, sagte
er. Der kleine schwedische Autohersteller gehört ebenfalls zu GM. Laut
Medien sind u.a. der italienische Fiat-Konzern, der US-Finanzinvestor
Ripplewood und der chinesische Autokonzern Geely am Kauf interessiert. Saab
beschäftigt gut 4000 Mitarbeiter. Schwedens Regierung hat bisher
Staatshilfen abgelehnt. Größter Gläubiger von Saab ist der selbst vor der
Insolvenz stehende Mutterkonzern GM.