Betriebsratchef Moser will zudem die Mischfinanzierung des Senders beibehalten.
Der ORF hat "bereits jetzt zu wenig Personal", findet ORF-Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser. Im Vorfeld der parlamentarischen Enquete zum Thema ORF gibt der Belegschaftsvertreter Medienpolitikern und Stiftungsräten zu bedenken, dass der ORF sein Programmangebot in der bisherigen Vielfalt und Qualität nicht halten kann, wenn die Geschäftsführung weiterhin ihren rigiden Sparkurs fahre. Moser fordert nicht nur die Refundierung der Gebührenbefreiungen sondern auch den Gebührenanteil von Bund und Ländern für den ORF. An der "Mischfinanzierung" des Senders sei nicht zu rütteln, "es sei denn, man will den ORF umbringen".
Die Forderung der Zeitungsverleger nach einem rein gebührenfinanzierten ORF lehnt Moser strikt ab. Am Ende dieser Strategie "steht eine kaputte österreichische Medienlandschaft, ein tatsächliches 'Medien-Albanien' mit einem filetierten und bedeutungslos gewordenen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, einer Medienkonzentration in privater und vor allem in ausländischer Hand". Die "Mischfinanzierung" des ORF aus Gebühren und Werbung sei "nicht nur historisch gewachsen, sie ist der besonderen Lage eines eher kleinen Landes in einem großen Sprachraum geschuldet. Daran ist nicht zu rütteln."
Personalkosten
Den Ruf der ORF-Belegschaftsvertreter, Sargnägel
des ORF zu sein, kann Moser nicht nachvollziehen. "Wir sind weder
'Sargnägel' noch 'Betonschädel', die die Zeichen der Zeit nicht erkennen
können oder wollen." Daher führe der Betriebsrat seit Monaten "sehr
ernsthafte und harte Verhandlungen" über die Reduktion der Personalkosten.
Allerdings seien weite Bereiche des ORF schon jetzt "am Stehkragen
angelangt", nachdem bereits seit zwei Jahren massiv Personal abgebaut und
nicht mehr nachbesetzt werde.
Neues Konzept soll her
Im Gegenzug zum Beitrag der Belegschaft
zum Sparprogramm erwartet sich der Betriebsratsobmann die Refundierung der
Gebührenbefreiungen sowie die Bund- und Länderanteile bei den Gebühren.
"Ebenso rasch ist das ORF-Gesetz zu novellieren, sind unsinnige
Werbebeschränkungen zu beseitigen." Von ORF-Generaldirektor Alexander
Wrabetz fordern die Mitarbeiter, "endlich ein detailliertes und brauchbares
Konzept für Strukturen, Finanzen und Programm des ORF inklusive
nachvollziehbarer Personalentwicklungspläne zu erstellen". Die jüngsten
programmlichen Entscheidungen, wie etwa "Sommergespräche", keine "Europa
League", Heinzls Rückkehr in den ORF, "haben die Belegschaft nicht beruhigt,
sondern erbost", so Moser.
In punkto ORF-Gremien erwartet sich der Betriebsratsobmann eine "völlig neue Konstruktion": "Ein kleiner, effizienter Aufsichtsrat, für den die einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen Anwendung finden sollen. Also ein Drittel Betriebsräte, Mitwahl des Vorstandes beziehungsweise der Geschäftsführung, falls es keine Mehrheit der 'Kapitalvertreter' gibt." Stiftungsrat und Publikumsrat seien zu fusionieren, aber mit entsprechender Repräsentanz der Belegschaftsvertretung. Kompetenzen und Entsendungsmechanismen seien neu zu definieren, die Verantwortlichkeiten zu stärken und Parteipolitik zugunsten von breiter gesellschaftlicher