Der ORF nahm heuer bei Werbung bisher sechs Millionen Euro weniger ein als prognostiziert. Mindestens 50 Mio. Euro Minus drohen für 2009.
Düstere Aussichten für den ORF: Das im Finanzplan für 2009 prognostizierte Minus von 29 Millionen Euro ist kaum noch zu halten. Aus heutiger Sicht gesellen sich weitere 35 Millionen Euro hinzu. Der Grund: Vor allem die Werbekonjunktur läuft schlecht, die Werbeeinnahmen des ORF liegen weit hinter den Erwartungen.
Blutrotes Krisenszenario
Alleine sechs Millionen Euro liegen die
Werbeumsätze im ersten Quartal hinter der laut Finanzplan 2009
prognostizierten Summe. Daher wurde dem Stiftungsrat gestern ein blutrotes
Krisenszenario präsentiert und ein verschärfter Sparkurs beschlossen. Um den
Jahresverlust zumindest bei 50 Millionen Euro zu halten, will ORF-Chef
Alexander Wrabetz zum ohnedies schon rigiden Sparkurs weitere 15 Millionen
Euro einsparen.
Bis zu 100 Mio. Minus
Doch für den ORF könnte es noch schlimmer
kommen. In den ersten vier Monaten des Jahres errechnete Focus Media
Research im Fernsehen ein Brutto-Werbeminus von 19,1 % bzw. knapp 20 Mio.
auf 84,68 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr (Jänner–April 2008: 104,64 Mio.).
Im Gegenzug legen die Privatsender kräftig zu: plus 9,4 Prozent oder 9 Mio.
auf insgesamt 105,1 Mio. Euro in den ersten vier Monaten. Verschlechtert
sich die Werbekonjunktur im 2. Halbjahr weiter, sehen Experten sogar ein
Minus von bis zu 100 Millionen auf den ORF zukommen.
„Es wird schwer.“
„Wir werden alle Anstrengungen
unternehmen, um möglichst nahe an die geplanten minus 29 Millionen Euro zu
kommen“, betonte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz nach dem
Stiftungsrat. „Aber es wird schwer werden.“ Bis 2011 sollen insgesamt 440
Dienststellen abgebaut werden.
Dazu Stiftungsrats-Vorsitzender Klaus Pekarek: „Das gesamte Unternehmen steht unter einem hohen Anspannungsgrad“. Laut Pekarek liegt das Eigenkapital des ORF derzeit bei 180 Mio. Euro und dürfte sich wegen der Verluste im laufenden Jahr auf 130 Mio. Euro verringern. Umso wichtiger sei es, 2010 ausgeglichen zu bilanzieren. Dazu muss der ORF im kommenden Jahr aber weitere 85 Millionen Euro einsparen.
Einstimmig genehmigt wurde vom Stiftungsrat die Bilanz 2008 mit einem Umsatz von 925 Millionen Euro und einem Verlust von knapp 80 Millionen.
Journalisten-Bann
Detail am Rande: Der Stiftungsrat will künftig
Journalisten aus dem Umfeld seines Tagungszimmers im ORF-Zentrum verbannen.