In einer IFES-Umfrage unter mehr als 2.000 ORF-Mitarbeitern wurden Arbeitsklima, Arbeitszufriedenheit und Belastungen am Arbeitsplatz abgetestet. Ergebnis: Belastungen durch Überstunden, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte bis hin zu Gesundheitsbeeinträchtigungen.
"Der ORF ist alles andere als gesund", fasst ORF-Zentralbetriebsratschef Gerhard Moser die Ergebnisse einer aktuellen Studie zusammen und meint einmal nicht die wirtschaftliche Situation seines Unternehmens.mit dem Ergebnis: Die Zufriedenheit der ORF-Arbeitnehmer mit ihrer beruflichen Tätigkeit ist überdurchschnittlich hoch, die Belastungen durch Überstunden, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte bis hin zu Gesundheitsbeeinträchtigungen ebenfalls.
Extrem hohes Burnout-Risiko
Die Ergebnisse der Studie liefern
dem ORF-Betriebsrat Rückenwind für seinen aktuellen Kampf gegen die von der
Geschäftsführung geplante Reduktion von Posten und Personalkosten. "Das
sogenannte 250er-Model und die geplanten Pensionierungen sind bei der
aktuellen Arbeitsintensität und dem vorliegenden Stressgrad nicht denkbar",
so Moser. Weiters fordern die Belegschaftsvertreter, die die Studie aus
ihrem eigenen Budget finanziert haben, eine "effektive betriebliche
Gesundheitsvorsorge und konkrete Maßnahmen gegen das extrem hohe
Burnout-Risiko im ORF".
Laut Studienautor Georg Michenthaler ist die Arbeitsbelastung eines ORF-Mitarbeiters schon jetzt "deutlich höher" als die von Beschäftigten in anderen privaten und öffentlichen Großbetrieben in Wien. So arbeite ein Vollzeitangestellter im ORF durchschnittlich 44,1 Stunden pro Woche - vereinbart wären 40,2.
Loyalität bröckelt
Auffallend negativ bewerten die
ORF-Mitarbeiter die Führungskompetenzen ihrer Vorgesetzten. Ein Drittel
vergab dafür die Noten 4 und 5. Auch gegenüber der Geschäftsführung ist die
Loyalität am Bröckeln: Fast 60 Prozent der ORF-Dienstnehmer sind mit
Alexander Wrabetz und seinem Team sehr oder eher unzufrieden. Mehr als drei
Viertel der Mitarbeiter schätzen die wirtschaftlichen Perspektiven des ORF
pessimistisch ein und mit dem Image ihres Konzerns sind die Befragten
unterdurchschnittlich zufrieden, bilanzierte Michenthaler.
Zeitdruck und Gesundheitsrisiken
Als Stressfaktoren wurden neben
Zeitdruck auch widersprüchliche Vorgaben und mangelnde Unterstützung durch
die Vorgesetzten genannt. Laut Studie weisen ORF-Beschäftigte eine Reihe von
über dem Durchschnitt liegenden psychosomatischen
Gesundheitsbeeinträchtigungen auf, wie Muskelverspannungen, Kreuzschmerzen,
Rücken- und Augenprobleme und hoher Blutdruck. Dies, gepaart mit dem
ausgeprägten Zukunftspessimismus, veranlasst den Betriebsrat zur Sorge, dass
ORF-Beschäftigte einem erhöhten Burnout-Risiko unterliegen. Die
Geschäftsführung sei daher gefordert, Vorschläge für eine bessere
Gesundheitsvorsorge vorzulegen, findet Moser. Der Zentralbetriebsrat werde
sich in den nächsten Tagen und Wochen Anregungen von vergleichbaren
internationalen Mediengroßbetrieben holen. Lösungsvorschläge könnten unter
anderem die Einführung von Betriebspsychologen oder Fitness-Programme zur
Stressbewältigung sein.