"Zerstörungskonzept"
ORF-Redakteure zweifeln an Legitimation
04.09.2009
Redakteursrat will in die ORF-Sparpläne einbezogen werden.
Das "Sparkonzept" des ORF darf nicht zu einem "Zerstörungskonzept" werden, warnt der ORF-Redakteursrat Generaldirektor Alexander Wrabetz. Wäre der ORF nicht mehr imstande, die öffentlich-rechtlichen Kernaufgaben zu erfüllen, "hätte er seine Legitimation verloren", so der Redakteursrat. Die Journalisten des Senders erwarten, dass "nun endlich raschest konkret festgelegt wird, welche Aufgaben/Sendungen für den ORF unverzichtbar sind, welches Personal dafür unbedingt nötig ist und wo das herkommt".
Sparmaßnahmen
Bereits seit längerem warnen die Redakteure
davor, "dass die Art und Weise, in der (zweifellos notwendige) Sparmaßnahmen
geplant und längst auch schon in Angriff genommen sind, zu unübersehbaren
Einschränkungen im ORF-Programmangebot führen müssen". Mit Ende der
Handshake-Angebotsfrist stehe nun auch einigermaßen fest, wer den ORF in
nächster Zeit verlassen wird, und es sei "endgültig unübersehbar geworden,
dass unter den dadurch drohenden Gegebenheiten selbst
Informationskernbereiche ... die gewohnte Qualität und Quantität nicht mehr
anbieten könnten". Der Redakteursrat fürchtet daher eine "kaum mehr gut zu
machende Beschädigung der Substanz des ORF".
Qualität leidet
Die ORF-Journalisten erwarten, "endlich
konkret und detailliert in die Umsetzung notwendiger Maßnahmen einbezogen zu
werden". In Redakteursversammlungen wollen sie außerdem - wie vom
ORF-Redakteursstatut vorgesehen - ihre entsprechenden Vorschläge zum
Sparkonzept unterbreiten. Für Einschränkungen in der Informationsqualität
seien sie dabei jedenfalls nicht zu haben - "denn gäbe es keine wesentlichen
Unterschiede mehr zu den Angeboten der Kommerzanstalten, würde sich der
öffentlich-rechtliche Rundfunk selbst infrage stellen".
"Mit dem Erlassen von 'Spar'-Vorgaben, die offenbar von Leuten kommen, denen sowohl Programmnotwendigkeiten als auch die tagtägliche Arbeitspraxis fremd sind, ist die Gefährdung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks jedenfalls nicht abzuwenden", so die drastische Befürchtung des Redakteursrats. Das Schreiben, das auch ORF-intern verbreitet wurde, ist von den Redakteursräten der ORF-Radios, Fritz Wendl und Wolfgang Werth, dem Fernsehbereich, Danielle Spera und Klaus Dutzler, sowie aus den Landesstudios, Eva Ziegler und Margit Schuschou, unterzeichnet.