Jede der acht Porsche-Piëch-Familien verdiente seit Oktober 2006 eine Milliarde Euro. Die Übernahme von VW durch Porsche wird jetzt konkret.
Es war die Woche von Ferdinand Piëch und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Am Montag entschied der Europäische Gerichtshof, dass das VW-Gesetz das EU-Recht verletzt und geändert werden muss. Damit ist der Weg frei für die vorbereitete Übernahme der VW-Mehrheit durch Porsche.
Piëchs Schlachtplan zur Erstürmung der Bastion VW ist bisher voll aufgegangen. Er könnte die Champagner-Korken knallen lassen – was der asketische Stratege aber selten tut. Die Mitglieder des österreichischen Porsche-Piëch-Clans haben jedenfalls allen Grund zum Jubel. Seit der Sportwagenbauer Porsche schrittweise gut 30 Prozent der VW-Anteile gekauft hat, schießen die Aktien beider Unternehmen – auch wegen guter Zahlen – durch die Decke. Allein in den letzten zwölf Monaten hat sich die Porsche-Aktie auf 1.824 Euro mehr als verdoppelt. Das VW-Papier stieg im gleichen Zeitraum von rund 80 auf 182 Euro
1 Milliarde für jede Familie
Damit ist die
50-Prozent-Beteiligung des Clans an Porsche (mit 100 Prozent der
Stimmrechte) inklusive dem durchgerechneten Besitz an VW über 17 Milliarden
Euro wert. Das sind um 8,2 Milliarden mehr, als Ende Oktober 2006. In nur
einem Jahr hat jede Familie der acht Enkel von Firmengründer Ferdinand
Porsche eine Milliarde Euro verdient. Ferdinand Piëch, der als
VW-Aufsichtsratsboss mit Porsche-Chef Wiedeking die Strippen zieht, hat sich
und seine Verwandten zu einer der reichsten und mächtigsten Familien Europas
gemacht.
Das Geld allein ist aber nicht die Triebfeder. Niemand zweifelt daran, dass Porsche bald auf über 50 Prozent bei VW aufstocken wird. Entsprechende Aktien-Optionen wurden erworben. Wiedeking stehen zehn Milliarden Euro Kredit zur Verfügung. VW wird dann ein Familienbetrieb in österreichischer Hand sein.
Kein Schmusekurs
Beim VW-Personal herrscht wenig Begeisterung.
Der Betriebsrat wehrt sich, dass die 324.000 Mitarbeiter im Aufsichtsrat der
Porsche Holding nur drei Vertreter haben werden – genauso viele wie Porsche
mit nur 12.000 Beschäftigten. Mit dem Versuch, die Umwandlung der Porsche
Holding ein eine Europäische AG zu verhindern – das ermöglicht die
Beschneidung der Mitbestimmungsrechte – blitzte der VW-Betriebsrat ab.
Inzwischen bemühen sich die VW- und Porsche-Belegschaftsvertreter um
Versöhnung.
Piëch selbst, der als VW-Boss stets den Schulterschluss mit dem Personal suchte, hat einen Schmusekurs gar nicht mehr nötig. Es gibt sogar Spekulationen, dass er mit einer Verlegung der Porsche Holding nach Österreich drohen könnte.
Andreas Lampl