Machtkampf eskaliert
Porsche-Chef attackiert Miteigentümer
19.06.2009
Wiedeking wirft Piech vor, Porsche mit öffentlichen Attacken geschadet zu haben.
Beim deutschen Sportwagenbauer Porsche eskaliert der Machtkampf zwischen Vorstand und dem Großaktionär Ferdinand Piech. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, wirft Konzernchef Wendelin Wiedeking dem Miteigentümer Piech vor, Porsche mit öffentlichen Attacken möglicherweise schwer geschadet zu haben. Dafür müsse Piech notfalls "persönlich haften", warnte ihn Wiedeking in einem Brief.
Vorwürfe zurückgewiesen
Ein Porsche-Sprecher sagte am
Freitag in Stuttgart, es sei Pflicht des Vorstands Schaden vom Unternehmen
abzuwenden. Der VW-Aufsichtsratschef habe die Vorwürfe zurückgewiesen.
In seinem öffentlich bisher nicht bekannten Brief vom 13. Mai verwahrt sich Wiedeking gegen Attacken von Piech, der als Großaktionär und Aufsichtsrat bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen maßgeblichen Einfluss auf den Sportwagenhersteller hat. Der Industrielle hatte Wiedeking und dessen Unternehmenspolitik Mitte Mai bei einer VW-Veranstaltung auf Sardinien öffentlich heftig angegriffen.
Wert des Unternehmens "heruntergeredet"
Wiedeking warf
Piech unter anderem vor, dessen Äußerungen seien unter Umständen
geschäftsschädigend gewesen. Piech habe als Aufsichtsrat besondere
Pflichten, die er womöglich verletzt habe. In Konzernkreisen wird Piech auch
vorgeworfen, er habe "den Wert des eigenen Unternehmens heruntergeredet" und
die Verhandlungen mit den Banken über neue Milliardenkredite wie auch die
Fusionsgespräche mit VW gestört. Das könne sich im schlimmsten Fall auf die
Kreditwürdigkeit von Porsche auswirken. Piech hat nach Angaben aus
Konzernkreisen Wiedekings Vorwürfe in einem Antwortbrief zurückgewiesen und
erklärt, er habe Porsche nicht geschadet, berichtete die Zeitung.
Werben um Milliardenkredit
Der deutsche Sportwagenbauer Porsche
will für einen Milliardenkredit der staatlichen KfW VW-Aktien aus seinem
Besitz als Sicherheit hinterlegen. Ein Porsche-Sprecher sagte, für den
Steuerzahler würde deshalb kein Schaden entstehen. Porsche bemüht sich seit
Wochen um eine Darlehen in Höhe von 1,75 Mrd. Euro von der KfW. Porsche hält
knapp 51 Prozent an Volkswagen und ist mit 9 Mrd. Euro verschuldet. Sowohl
in Regierungs- wie auch in Oppositionskreisen wurden aber erhebliche
Vorbehalte gegen die Stuttgarter Geldwünsche laut.
Kein Vergleich mit Opel-Kredit
Zugleich wehrt sich Porsche nach
dem Zeitungsbericht dagegen, dass der Sportwagenbauer mit Unternehmen wie
Opel, Schäffler oder Arcandor verglichen wird. In einem bei Politikern in
Berlin und in Baden-Württemberg verteilten Argumentationspapier erkläre
Porsche, das Unternehmen habe eine "vorübergehende Liquiditätslücke"
in Höhe von 1,75 Mrd. Euro, berichtet die "Süddeutsche".
Man sei unverschuldet in diese Lage geraten. Der Kreditbedarf sei eine Folge
der Finanzkrise. Grund für die Liquiditätslücke sei vor allem der "Totalausfall
amerikanischer Geschäftsbanken und der Ausfall europäischer Banken",
die privaten Kreditinstitute in Deutschland könnten das nicht ausgleichen.
Absatzkrise schlägt voll durch
Beim deutschen
Sportwagenbauer Porsche hat die Absatzkrise der Autoindustrie voll
durchgeschlagen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres (2008/2009)
nahm der Umsatz ohne die VW-Beteiligung um 15 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro ab,
wie das Unternehmen am Freitag in Stuttgart berichtete. Keine Region blieb
von der schlechten Entwicklung verschont. Der Absatz ging um 27,6 Prozent
auf 53.635 Sport- und Geländewagenwagen zurück. Das operative Ergebnis lag
unter dem des Vorjahres.