Bislang gehörte Familie Porsche/Piech 42,6 Prozent von VW. Jetzt wurde der Anteil aufgestockt - auf 50,8 Prozent.
Der größte europäische Autokonzern Volkswagen gehört seit Montag mehrheitlich der kleinen Stuttgarter Sportwagenschmiede Porsche. Das von der Familie Porsche/Piech beherrschte Unternehmen teilte mit, seinen Volkswagen-Anteil durch weitere Aktienkäufe auf 50,8 von 42,6 Prozent der Stammaktien aufgestockt zu haben. Porsche hatte den Schritt eigentlich noch vor dem Jahresende vollziehen wollen, war jedoch wegen der Kapriolen der VW-Stammaktie davor zurückgeschreckt. Porsche will seinen Anteil, wenn der Kurs es erlaubt, im laufenden Jahr auf bis zu 75 Prozent aufstocken. Das Unternehmen war vor gut drei Jahren überraschend bei Volkswagen eingestiegen.
Brüssel will Sonderregelung abschaffen
Für eine volle
Kontrolle von VW reichen 75 Prozent aber nicht aus, weil die Sperrminorität
bei Volkswagen bei 20 Prozent liegt und das Land Niedersachsen sein
20-Prozent-Paket behalten will. Die EU-Kommission blickt aber stirnrunzelnd
auf die im VW-Gesetz festgelegte Schwelle und drängt auf eine Abschaffung
der Sonderregelung.
Porsche will sich nach eigenen Angaben mit der Übernahme von VW einen seiner wichtigsten Partner bewahren. In Wolfsburg war Porsche-Chef Wendelin Wiedeking allerdings vor allem bei den Arbeitnehmervertretern auf Misstrauen gestoßen, die den Verlust ihrer traditionell starken Stellung bei dem Autobauer fürchten. Inzwischen ist allerdings VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh Chef des Gesamtbetriebsrats der Porsche Holding. Dort vertritt er etwa 30 Mal so viele VW-Werker wie Porsche-Mitarbeiter.
Sechs Milliarden Euro
Die am Montag zugekauften Papiere, die an
der Börse knapp sechs Mrd. Euro wert sind, seien aus den eigenen liquiden
Mitteln bezahlt worden, sagte ein Porsche-Sprecher. Der Konzern hat sich
allerdings für die Aufstockung seiner Anteile Optionen gesichert, die ihm
einen festgelegten Preis für die Aktien garantieren. Experten schätzen
diesen auf rund 100 Euro, an der Börse kosteten VW-Stämme am Montag gut 254
Euro. Das verknappte Angebot an VW-Aktien an der Börse hatte im November
Panik bei Investoren ausgelöst, die VW-Aktien leerverkauft hatten und den
Preis durch hektische Käufe zeitweise auf mehr als 1.000 Euro trieben.
Das stellte Porsche vor Probleme, weil Finanzvorstand Holger Härter die VW-Aktien in der Bilanz zu Marktpreisen bewerten muss - bei einem Verfall des aufgeblähten Kurses würden damit massive Abschreibungen drohen. Ende November hatte er erklärt, Käufe zu 250 Euro seien noch machbar.
Die Übernahme der Mehrheit an VW zieht für Porsche nun ein Pflichtangebot für den schwedischen Lastwagen-Hersteller Scania nach sich, an dem VW 68,6 Prozent der Stimmrechte hält. Bei MAN liegen weitere 17,2 Prozent der Stimmen. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech will aus VW, MAN und Scania ein schlagkräftiges Lkw-Imperium schmieden, die Umsetzung zieht sich allerdings hin. Porsche deutete an, nur den vorgeschriebenen Mindestpreis für die Scania-Anteilsscheine zu bieten, da man kein strategisches Interesse an Scania habe.