Nach der Entscheidung für eine Fusion von VW und Porsche geht das Ringen um die Macht in dem Autoimperium in eine neue Runde.
Innerhalb von vier Wochen soll die neue Struktur ausgehandelt werden. Bei der Neugestaltung des Autoverbunds müssen den von Vorständen beider Unternehmen erarbeiteten Vorschlägen dann noch die Aufsichtsräte und außerordentliche Hauptversammlungen von Porsche und VW zustimmen. Verschmolzen werden sollen die Porsche SE und die Volkswagen AG.
Nach Beratungen der Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piech am Mittwoch blieb zunächst weiter unklar, ob das neue Unternehmen von Wolfsburg oder von Stuttgart aus geführt werden soll. Auch wer in dem neuen Konzern das Sagen haben wird, blieb offen.
Macht bei VW
Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand
Dudenhöffer kehrt nun wieder mehr Ruhe bei den beiden Herstellern ein. Alle
Beteiligten müssten nun lernen, in Koalitionen auf Augenhöhe zu arbeiten.
"Einen König gibt es in dieser Gruppe nicht mehr" - auch wenn sich die Macht
nun wieder etwas zu VW nach Wolfsburg verschoben habe.
Streit unter Cousins
Nach Einschätzung informierter Beobachter
gab es in den vergangenen Monaten erhebliche Differenzen zwischen dem
VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech und seinem Vetter Wolfgang Porsche, der
dem Porsche-Aufsichtsrat vorsitzt. Das bereits seit mehreren Jahren
andauernde Zusammenrücken von Porsche und VW wurde von vielen Konflikten
begleitet.
"Integrierter Autokonzern"
Porsche hält derzeit knapp
51 Prozent an VW und strebte die Marke von 75 Prozent an - hatte sich jedoch
bei Aktienkäufen mit Milliardenschulden finanziell übernommen. Der
Porsche-Konzern wird von den Familien Porsche und Piech kontrolliert, die am
Mittwoch die Entscheidung über die Zusammenlegung in einem "integrierten
Autokonzern" trafen. Die zehn Marken des neuen Unternehmens sollen
eigenständig bleiben, hieß es. Nähere Details gab es zunächst nicht.
Verliert Wiedeking seinen Job?
Sowohl VW-Chef Martin Winterkorn
als auch Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking seien sehr wichtig für den neuen
Konzern, betonte Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen.
"Winterkorn kann technisch ausgefeilte Autos entwickeln und Wiedeking dafür
sorgen, dass sie bezahlbar bleiben." In den vergangenen Wochen war
wiederholt darüber spekuliert worden, dass Wiedeking seinen Posten verlieren
könnte.