Post-Chef Wais verlässt völlig überraschend das börsenotierte teilstaatliche Unternehmen. Finanzchef Jettmar übernimmt vorübergehend.
Nach dem Ausscheiden von Post-Chef Anton Wais (60) übernimmt ab 1. April bis auf weiteres Generaldirektor-Stellvertreter und Finanzvorstand Rudolf Jettmar seinen Job. Grund für den Rückzug seien "dringende gesundheitliche Gründe", teilte die Post Mittwochvormittag ad hoc mit. Wais hat den Aufsichtsrat in der heutigen Sitzung des Prüfungsausschusses über seinen Rücktritt informiert. Ein Nachfolger soll so schnell wie möglich gefunden werden.
Gesundheitliche Gründe
"Nach fast zehn ausgesprochen
intensiven Jahren bei der Österreichischen Post habe ich mich nach
reiflicher Überlegung zu diesem Schritt entschlossen. Mein gesundheitlicher
Zustand macht das leider unumgänglich", so Wais. Er blicke auf das
vergangene Jahrzehnt "mit Stolz zurück". Die Post sei heute
ein ertragreiches Unternehmen, ihre hohe Dividendenkraft und die gute
operative Performance bestätigen die im Jahr 1999 eingeschlagene Strategie.
Transformation gelungen
Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis
streute Wais zum Abschied Rosen: "Unter seiner Leitung ist die
Transformation der Österreichischen Post zu einem modernen Dienstleister
gelungen. Die exzellente Entwicklung der Post-Aktie - trotz der Turbulenzen
auf den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten - bestätigt das solide
Geschäftsmodell der Post."
Ansonsten äußerten sich weder Bundeskanzler Werner Faymann (S) noch die für die Universaldienstverordnung zuständige Doris Bures noch Post-Eigentümervertreter Finanzminister Josef Pröll (V) zu dem Ausscheiden des ehemaligen Mitarbeiters des sozialdemokratischen Handelsministers Josef Staribacher (S).
FPÖ und BZÖ warfen dem kranken Wais sogar vor, zu flüchten bzw. das sinkende Schiff zu verlassen. Lediglich Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl schwang sich auf, die Verdienste von Wais zu würdigen. "Wir verlieren einen guten Postpartner", meinte er am Mittwoch
Post-Aktie verliert 5%
Die Aktie der österreichischen Post AG
hat nach der überraschenden Meldung des Abgangs von Post-Chef Anton Wais
tiefer ins Minus gedreht. Bis 11.40 Uhr fiel die Aktie um 5,02 Prozent auf
23,86 Euro. "Der Markt reagiert natürlich überrascht",
so der UniCredit-Analyst Harald Weghofer in einem ersten Kommentar.
Jettmar als treuer Wais-Weggefährte
Jettmar, Jahrgang 1947,
war nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien
sowie der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien in
diversen Steuerberatungskanzleien tätig. 1979 legte er die Fachprüfung für
Steuerberater, 1981 jene für Buchprüfer und Steuerberater ab. 1982 bis 1999
gehörte er dem Vorstand der Österreichischen Verkehrskreditbank an.
Mit August 1999 wurde Rudolf Jettmar zum Finanzvorstand und zusätzlich zum Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Post AG bestellt. Sein Mandat läuft bis zum 30. Juni 2012.