Die durch natürliche Fluktuation abgehenden Postler werden nicht nachbesetzt, stattdessen wird die Briefzustellung teilweise privatisiert. Der Gewerkschaft wird es mit einem Streik langsam ernst.
Bei der Österreichischen Post steht der nächste Rationalisierungsschritt an. Ein Teil der Briefzustellung soll künftig von privaten Anbietern erledigt werden. Die teilstaatliche börsenotierte Post wird deswegen zwar keine Postler abbauen, aber auch keine durch natürlichen Abgang freiwerdenden Stellen nachbesetzen. Allein bis Jahresende sollen auf diesem Weg 600 Zusteller gehen.
Die Gewerkschaft bereitet sich bereits auf unternehmensweite Streiks vor.
30% bei Jobkosten gespart
Im ersten Schritt wird dieser "private"
Anbieter eine 100-prozentige Post-Tochter sein, nämlich die "Medien.Zustell
GmbH". Dieses Unternehmen beschäftigt Arbeitnehmer zu einem
privatwirtschaftlichen Kollektivvertrag samt Sozialversicherung. Die Post
erspart sich nach dieser Rechnung bis Ende 2009 bei 600 Arbeitsplätzen etwa
30 Prozent der Kosten.
Früher als gedacht
Der Startschuss fällt demnach schon in
den kommenden Tagen in Wien. In den Bezirken Favoriten und Simmering wird
die Post ab der jeweiligen Zustellbasis dann von privaten Austrägern
übernommen und verteilt. Als nächsten Schritt kann die Post die
Dienstleistung der Zustellung ausschreiben und an fremde Unternehmen
vergeben. Dafür soll auch keine Konzession nach dem geplanten
Postmarktgesetz nötig sein.
10 Prozent
Insgesamt will die Post AG in 24 Städten bzw.
Gemeinden und deren Umfeld bis zu 10 Prozent der Zustellbezirke abgeben und
diese dann von Tochterunternehmen oder Kleinfirmen mit rund 20 Mitarbeitern
betreuen lassen. Diese bekommen eine postähnliche Uniform und sind an das
Briefgeheimnis gebunden. Eingeschriebene Briefe, die weit weniger als fünf
Prozent des Briefgeschäftes ausmachen, werden weiterhin von Briefträgern der
Österreichischen Post ausgetragen.
Bereits vor einigen Monaten hat die Post AG damit begonnen, nach Ersatz für einen Teil ihrer Postämter zu suchen. In Kooperation mit Nahversorgern sollen damit sogar mehr Postgeschäftsstellen zur Verfügung stehen als zur Zeit. Laut Post herrscht reges Interesse an diesen "Post-Partnerschaften". Und auch das in Begutachtung befindlichen Postmarktgesetz geht in diese Richtung. So wird erstmalig die Zahl von Poststellen festgeschrieben, aber nicht wie viele davon von der Post selbst, sondern von Nahversorgern, Tankstellen etc. künftig betrieben werden dürfen.
Die Post AG führt derzeit 1.300 Postämter und betreut 200 Post-Partner und 300 Post-Servicestellen. Nach dem Postmarktgesetz soll es künftig 1.650 Post-Geschäftsstellen (Postämter oder Post-Servicestellen) geben. |