Die Gewerkschaft fürchtet um 6.000 Jobs, wenn die Briefzustellung wie geplant aus Kostengründen teilprivatisiert wird.
Die Österreichische Post steht wegen einer weiteren Auslagerung ihres Kerngeschäftes vor ihrem nächsten Arbeitskonflikt. Das börsenotierte teilstaatliche Unternehmen will heuer rund fünf Prozent der Zustellleistung im Briefbereich an private Anbieter und Tochterunternehmen abgeben. Die Postgewerkschaft hat den Plan umgehend mit Streikvorbereitungen quittiert. Am 22. Mai will sie sich einen Streikbeschluss holen, um mit Start der Umsetzung der Firmenpläne am 22. Juni "kampfbereit" zu sein.
"Heuer keine Kündigungen"
Die Post versichert,
dass wegen der Abgabe von rund fünf Prozent der Zustellleistung im
Briefgeschäft kein einziger Briefträger heuer gekündigt wird. Weiter in die
Zukunft gehende Zusagen seien ob der Wirtschaftskrise nicht möglich, so
Post-Briefvorstand Walter Hitziger. Die rund 600 Postler, die heuer über
natürliche Fluktuation (im Regelfall Pensionierung) ausscheiden, sollen
nicht nachbesetzt werden.
Diese 24 Regionen sind betroffen
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Schlechter bezahlte Private
Ihre Arbeit sollen künftig
ausgewählte Tochterunternehmen oder Privatzusteller übernehmen. Das soll
heuer rund 6 Mio. Euro an Einsparungen bringen, da ein Nicht-Postler um
einiges weniger verdient. Das Einsparungspotenzial ergibt sich durch
unterschiedliche Kollektivverträge. So kostet ein Postmitarbeiter laut
Hitziger durchschnittlich 35.000 Euro im Jahr, während private Anbieter mit
25.000 Euro Jahreskosten konfrontiert sind. Hitziger versicherte, dass nur
solche Subunternehmer beauftragt würden, die sich an die Kollektivverträge
halten und in das österreichische Krankenkassensystem einzahlen. Eine
Generalunternehmerhaftung wie im Baubereich gibt es aber nicht.
6.000 vor Jobverlust?
Die Postgewerkschaft dagegen befürchtet,
dass mittelfristig 6.000 Briefträger ihren Job verlieren. "Jetzt
ist Vizekanzler Josef Pröll gefragt, endlich personelle Entscheidungen zur
Sicherung der Post AG zu treffen. Wenn der Finanzminister jetzt zuschaut,
macht er sich mitschuldig", so die Gewerkschaft.
Die Post gehört zu rund 52 Prozent dem Staat, Eigentümervertreter ist ÖVP-Finanzminister Josef Pröll, für die Postzustellung verantwortlich ist SPÖ-Verkehrsministerin Doris Bures. Rund 60 Prozent des Postumsatzes entfällt auf das Briefgeschäft. |
Streikdrohung wiederholt
Die Postgewerkschaft hat Donnerstagabend
noch einmal betont: Wird ein Teil der Briefzustellung von der
Österreichischen Post an Private abgegeben, dann wird gestreikt.
Postgewerkschafts-Chef Gerhard Fritz warf in der "ZIB 2" dem Postvorstand
vor, aus den laufenden Verhandlungen für einen Post-Kollektivvertrag
ausgestiegen zu sein. Das Management habe damit verhindert, dass faire
Bedingungen bei der vollkommenen Öffnung des Postmarktes im Jänner 2011
herrschen. Fritz spielte damit auf das in Begutachtung befindliche
Postmarktgesetz an, das vergleichbare soziale Bedingungen für die Post und
ihre Mitbewerber vorsieht.
Fritz zweifelte die Aussage von Post-Briefvorstand Walter Hitziger an, es würden keine Mitarbeiter gekündigt, sondern 600 durch natürlichen Abgang freiwerdende Stellen nicht mehr nachbesetzt. Er verwies darauf, dass die Post 600 Bedienstete mit befristeten Verträgen beschäftige. Und deren Arbeitsplatz sei nun gefährdet. Der Post-Vorstand war der Einladung der "ZIB 2" nicht gefolgt.